Miyajima Spirit Mono – wunderschöner und wohlklingender Mono MC-Tonabnehmer für Mono- und Schellack-Schallplatten
„Wenn Sie bereit sind, auf einen wirklich speziellen Tonabnehmer umzusteigen, der alte Schallplatten großartig klingen lässt, und wenn Sie mehr Wert auf fantastische Musikalität als auf High-Fidelity-Extravaganz legen, sollte der Miyajima Spirit Mono auf Ihrer Liste stehen. Richtig eingestellt, liefert er mehr Musik, als die meisten Menschen jemals aus diesen alten Platten heraushören werden.“
The Beatles in Mono – wie geil klingt das denn?!
Ich gebe es zu: Bis 2018 haben mich Mono-Schallplatten nicht wirklich interessiert, und ein paar davon habe ich vor langer Zeit aus dem Fundus meines Großvaters lieblos entsorgt. Nun hatte aber meine Frau die grandiose Idee, mir zu Weihnachten das Gesamtwerk „The Beatles in Mono“ zu schenken. Und diese Aufnahmen fand ich richtig gut – die klangen echter, direkter, aber trotzdem dreidimensional. Wow …
In jedem Fall war meine Begeisterung so groß, dass ich mich mit dem Thema Mono-Tonabnehmer auseinandergesetzt habe. Guter Move – denn damit klang das Ganze noch besser. Und mittlerweile bin ich in Sachen Abtaster für Mono bei Miyajima gelandet. Genau genommen beim Spirit Mono in der Low-Output-Version. Warum? Weil es fantastisch klingt, dankbar zu handeln ist (9 Gramm, Auflagekraft 3,5 Gramm, hohe Ausgangsspannung 0,6 mV) und wunderschön aussieht. Und weil es preislich dreistellig ist – auch wenn man klanglich deutlich mehr vermuten würde …
Herr Miyajima ist Mono-Fan, und das ist gut so!
Noriyuki Miyajima hält den Klang einer Mono-Aufnahme für besser als den einer Stereo-Aufzeichnung, da die Rillen-Auslenkungen von Mono-Scheiben nur in eine „Richtung“ erfolgen.
Aufgrund seiner Liebe zur Mono-Wiedergabe hat er besonders viel Liebe und Mühe in die Entwicklung seiner Mono-Abtaster gesteckt. Heraus kam eine optimierte Abtast-Methode, die eine „monaurale“ LP wirklich originalgetreu abspielt: Der Nadelträger besitzt lediglich eine horizontale Compliance, keine vertikale, Auslenkung erfolgt nur nach rechts und links, in der Vertikalen bleibt die Nadel „steif“.
Dazu bietet Miyajima verschiedene Verrundungsradien an (dazu später mehr), um bestimmte Epochen der Mono-Schallplatten-Produktion optimal abzubilden.
Das Besondere am Miyajima Spirit MONO
- Wunderschöner Body aus Messing
- Aufgrund seiner niedrigen (horizontalen) Compliance, aber auch aufgrund der breiteren Rille früherer Mono-Scheiben, primär für schwere(re) Tonarme geeignet, z. B. einen Groovemaster III
- Die Nadel lenkt nur horizontal aus, vertikal ist sie steif. Drum kann man sie auch zur Seite „biegen“ und wieder „zurückbiegen“, dazu liegt auch ein extra Hinweis-Blatt bei (das einen zu Beginn etwas zusammenzucken lässt ob des Anblicks …).
- Der Tonabnehmer enthält konsequenterweise nur eine Spule.
- Das Miyajima Low Output läuft hervorragend an einem 1 : 10 Übertrager, unbedingt ausprobieren! Ich habe das aktuell am Prototyp vom MK Analogue SUT-1M laufen, der demnächst offiziell erhältlich ist.
Darum überzeugt mich der Klang des Miyajima Spirit
- Das Spirit Mono kitzelt Details aus der Mono-Rille, die ich vorher noch nicht gehört habe, auch nicht mit einem ebenso ambitionierten Ortofon MPU mit passendem Übertrager des gleichen Herstellers.
- Die Oberflächen-Geräusche sind vorbildlich gering! Das ist vor allem deshalb relevant, weil viele ihre Mono-Sammlungen auf dem Gebrauchtmarkt erweitern und die Zustände der Scheiben nicht immer dem Optimum entsprechen.
- Im Bass legt das Miyajima Spirit noch einen drauf, ein solides, konturiertes Fundament, auf dem Mittel- und Hochton aufsetzen, klasse!
- Es ist schwer zu beschreiben, aber dieses System transportiert mehr Emotionen. Das Audio Technica AT-33 ist ein fantastisches Mono-System (und dazu um einiges günstiger), aber seit ich das Spirit gehört habe, will ich nicht mehr zurück.
Tja, da stellt sich zurecht die Frage, was mit den teureren und wohl noch besseren Systemen von Miyajima in Sachen Mono möglich ist. Ich persönlich würde vorher in einen echten Mono-Phonoverstärker wie den Monophonic von Audiospecials investieren. Denn der klangliche Gewinn, wenn man die Schallplatte so abspielt, wie es ihrem ursprünglichen Schnitt entspricht, ist deutlich.
(Ich selber habe mir ein paar Zielkurven im Trinnov gebaut, um die verschiedenen Entzerrungskurven gerade früherer Mono-Schallplatten besser abzubilden.)
Technische Daten zum Miyajima Spirit Mono
Es gibt zwei Ausführungen des Spirit, eine Low-Output-Version (der Standard, den ich empfehlen würde) und eine High-Output-Version, die sich zum Anschluss an einen MM-Phonovorvestärker eignet: das Spirit high MONO.
Dazu bietet Miyamima eine spezielle (Low-Output-)Ausführung für Schellack-Platten an, das Spirit 78 rpm. Dessen Daten sind in ebenfalls vermerkt.
„Verrundungsradius“ des Diamanten – nehme ich nun besser 0,7 oder 1,0 mil?
Zunächst: Der Begriff Verrundungsradius ist irreführend. Es geht nicht um den Radius des Diamanten, sondern um die Strecke des Übergangs vom Diamanten zur eintauchenden Diamantspitze bis zum tiefsten Punkt der geschnittenen Rille – so ungefähr. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte …
Hinzu kommt, dass die Werte stark vom Schliff beeinflusst sind. Klar, die Mono-Abtaster haben/hatten primär konisch geschliffene Nadeln, aber das Miyajima Spirit hat zum Beispiel – seit 2017 – eine elliptische.
Die Angabe „mil“ ist der tausendste Teil eines Inchs (2,54 cm), bei uns sind die Werte 25 µm (1.0 mil) und 17 µm (0.7 mil, also eigentlich näher an 18 µm) gängiger.
Wie auch immer: die 25 µm ist nur relevant für die (Erstausgaben von) Mono-Pressungen der 50er bis ca. Mitte der 60er Jahre. Alle Platten danach hat man mit Sterero-Schneidkopf für Micro-Rille geschnitten, folglich funktionieren ab da die 17-µm-Nadeln besser. Ausschließlich? Darüber gibt es Studien, und die kommen zum Schluss, dass auch die 25 µm Verrundung in engeren Rillen funktionieren. Weil die in der Regel nicht mit dem absoluten Mindestmaß an Breite geschnitten sind, sondern großzügiger.
Alle Reissues betrifft das natürlich auch (hier ist das Remastering-Datum entscheidend!). In der Praxis würde ich die 18 µm wählen, da ist man auf der sicheren Seite. Leuten, die 500 Mono-Scheiben als Erstpressungen zwischen 1950 und 1970 besitzen, sage ich: Holt euch halt zur Sicherheit noch die 25 µm Version :-)
Einige argumentieren aber, dass eine „17er Verrundung“ sogar bei alten Monopressungen Vorteile hat: Die Nadel taucht tiefer ein und bewegt sich in Gegenden der Rillen, wo die früheren breiteren Nadeln nicht vorgedrungen sind. Und die damit noch nicht so „abgenudelt“ sind. Interessanter, pragmatischer Gedanke.
Es ist ein weites, z. T. kontroverses Feld, fast schon ideologisch geprägt, darum stoppe ich an der Stelle.
Wer sich tiefer in diese Materie einlesen will, dem sei zum Start ein Thread in grammophon-platten.de ans Herz gelegt.
Tonarme für das Miyajima Spirit
Wenn man alles aus diesem Schmuckstück herausholen möchte, empfiehlt sich ein schwerer Arm. An meinem Reed 5a hat es sich deutlich weniger wohl gefühlt als am Groovemaster III mit seinen 25 Gramm an effektiver Masse. Dies gilt noch viel mehr bei frühen Mono-Pressungen mit breiterer Rille: Mehr Souveränität, Präzision und Bass-Qualität sind die Folge.
Deine Anfrage zu Tonabnehmern von Miyajima Labs
Alle Felder sind Pflichtfelder. Zu den Datenschutz-Bestimmungen
Über Miyajima Labs
Miyajima Lab ist ein kleines Unternehmen aus Fufuoka in Japan. Chef des 6-köpfigen Teams ist Herr Noriyuki Miyajima. Zum Portfolio der Firma zählen neben den Tonabnehmern auch Verstärker und Übertrager.
Die Mono-Tonabnehmer von Miyajima sind etwas Besonderes, nicht umsonst genießen sie weltweit einen exzellenten Ruf.
Alle Stereo-Tonabnehmer baut Miyajima nach dem sogenannten „Cross Ring“-Prinzip auf: Dabei wird das System aus Nadelträger und Spule nicht via Spanndraht befestigt, sondern ein Gummidämpfer führt den Nadelträger, der sich VOR dem Spultenträger befindet. Eine angespitzte Stellschraube fixiert den Spulenträger an einem genau definierten Punkt im Zentrum. So bewegt sich die Spule nur noch um den Drehpunkt und ist immer im linearen Magnetfeld. Die Spulen wickelt der Hersteller mit einer speziellen Technik. Ziel des Aufwands: nichtlineare Verzerrungen minimieren.
Aufgrund ihres speziellen Aufbaus benötigen die Abtaster von Miyajima eine längere Einspielzeit (50 h plus). Blöd, dass man die Clearaudio LP mit Endlos-Rille nicht für die Mono-Systeme verwenden kann. Aber gut, dass die Einspielzeit bei Mono-Abtastern nicht so lange ausfällt bzw. die Unterschiede nicht so groß sind!