Der Klassiker auf die Spitze getrieben
Subchassis-Laufwerk, Riemenantrieb, Rechteck-Zarge, Drehtonarm – Der Thorens TD 1600 bzw. TD 1601 kommt nicht revolutionären Innovationen daher, aber er er hebt sein klassisches Konzept auf einen neuen Level. Denn wenn man die erste Platte damit hört, weiß man sehr schnell, dass Thorens bei der Konstruktion von Laufwerk und Tonarm verdammt viel richtig gemacht haben muss. Das klingt nach deutlich mehr als es die 3.499 Euro vermuten lassen.
Das liegt zum einen am „stabilisierten Subchassis“ und zum anderen am neuen Tonarm TP 160 (den TP 92 gibt es immer noch als Option). Er gibt dem Thorens Gespann noch mehr Souveränität, Stabilität, Führungsstärke. Darunter fühlen sich auch Tonabnehmer wohl, die so viel kosten wie das ganze Laufwerk – das ist ein großes Kompliment.
Wem das Klangerlebnis wichtiger ist als eine ausgefallene Formensprache oder Material-Schlachten, wer mit einem fix installierten Tonarm leben kann und nicht auf schwere Plattenteller-Gewichte steht – für den ist dieses Thorens Paket ein Segen …
Das Subchassis des Thorens TD 1600 – effektive Entkopplung
Man kann sehr viel Geld ausgeben für Stellflächen bzw. Entkopplung von Plattenspielern – bis hin zu aktiven Isolationskonzepten wie die von Seismion, was in Vollendung beim Thorens Reference umgesetzt ist. Zurecht, denn die wirksame Entkopplung eines Laufwerks ist für mich ein Schlüsselfaktor für guten Klang.
Einfacher und deutlich günstiger geht es mit einem Subchassis, das ins Laufwerk integriert ist. Damit das Ganze aber trotz der „federnden Architektur“ knackig, präzise und dynamisch klingt, bedarf es Hirnschmalz. Und davon hat Thorens sehr viel in den Plattenspieler TD 1600 bzw. TD 1601 investiert.
Das Subchassis des Thorens steht auf drei kegelförmigen Federn aus Stahldraht. Diese sind mit einem resonanzdämmenden Schaum gefüllt und in der Bodenplatte verankert. An der Unterseite lassen sie sich justieren – aber davon sollte man aber besser die Finger lassen, denn das Subchassis ist ab Werk bereits für den (neuen) Tonarm TP160 optimiert. Heißt im Umkehrschluss: Wer ein Upgrade zum TP 160 Arm durchführt, muss seinen Plattenspieler zu Thorens senden, damit auch die Federn optimal auf den Tonarm bzw. sein Gewicht eingestellt werden können.
Die Resonanz-Frequenz der Konstruktion liegt bei ca. 2 Hz, also schön tief. Der Synchronmotor ist nicht mit dem Subchassis verbunden: Er ist auf der Zarge montiert, so können keine Motor-Vibrationen zum Teller dringen. Einzig der Antriebsriemen ist ein potenzielles Einfallstor für Störungen, was in der Praxis aber nicht wirklich relevant ist.
Der nötige Schuss an Stabilität
Der Subteller sitzt auf dem Subchassis und ist also via Riemen mit dem Motor verbunden. Trotzdem wirkt allein dadurch eine Kraft auf das Chassis, die Thorens aber intelligent kompensiert:
- mit einem Gewicht, das den Schwerpunkt des Chassis zwischen den Federn zentriert
- mit einem dünnen Stahlseil auf der Achse Motor-Pulley – Lager – Tonarm, das dem Zug des Riemens entgegenwirkt und die Kräfte egalisiert
Somit bewegt sich das Subchassis nur kolbenförmig auf und ab, was zur Laufruhe und exakten Abtastung beiträgt. In Summe ist das für mich eine perfektionierte Subchassis-Umsetzung mit sehr großer Praxistauglichkeit.
Das Ergebnis sind u. a. sehr gute „Rumpel-Abstände“, wie die STEREO in ihrem Testbericht gemessen hat: mit Messkoppler liegen wir hier bei unter – 80 dB ab 20 Hz, mit Platte unter – 60 dB. Ein weiterer Effekt ist, dass der Motor flüsterleise läuft.
Das Einzige, was ein TD 1600 bzw. 1601 benötigt, ist demnach ein stabiler Untergrund. Sollte dieser aus irgendeinem Grund nicht perfekt im Wasser stehen, lässt sich das Laufwerk über die 3 Standfüße feinjustieren.
Plattenteller und Plattentellermatten
Der Teller ist zweiteilig aufgebaut, das kommt dem Drehmoment zu gute. Der Innenteller, um den der Riemen gelegt wird, hat einen Durchmesser von 16 cm, auf den rund 1 cm breiten Rand wird der eigentliche Teller gelegt, zusammen wiegt das dann gute 4 Kilogramm.
Beide Komponenten sind aus Aluminium gefertigt. Wenn man den Hauptteller aufsetzt, spürt man die Präzision der CNC-Maschine, die hier am Werk war.
Im Lieferumfang ist eine Gummimatte enthalten, passt zum klassischen Look. Alternativ bietet Thorens eine Ledermatte an, die in echt edler aussieht als auf den Bildern. Eine gute Alternative ist die DÄD!MÄT, die mit ihren 5 mm Höhe aber meist eine Anpassung der Tonarmhöhe verlangt, von den Dämpfungseigenschaften aber hervorragend ist.
Thorens empfiehlt im Übrigen, aufgrund der Subchassis-Konstruktion auf Plattengewichte zu verzichten. Ich habe das relativ leichte Yamamoto RS-1 ausprobiert, und ich folge in diesem Fall der Empfehlung des Herstellers. Mit einer sehr leichten Plattenklemme könnt ihr experimentieren, dann vielleicht eine leichtere Matte als die Gummi-Ausführung auflegen.
Antrieb und Netzteil
Der Antrieb besteht aus einem Synchronmotor, der übers externe Netzteil mit 2 mal 16 Volt gespeist wird. Das soll zur Laufruhe beitragen, die tatsächlich beachtlich ist.
Das Netzteil nennt sich TPN 1600 und besitzt einen Ringkerntrafo. Auch das ist angesichts des Gesamtpreises äußerst lobenswert und definitiv nicht die Regel. Das Kabel zum Netzteil ist ausreichend lang – es empfiehlt sich, die Stromversorgung in einer gewissen Entfernung vom Laufwerk und vom Phonovorverstärker bzw. -Übertrager zu platzieren.
Wer klanglich noch feintunen will, dem empfehle ich, unter das Netzteil meine Sorbolution Füße zu kleben, um es perfekt vom Untergrund zu entkoppeln.
Der heimliche Star: Tonarm TP 160
Der Tonarm ist DIE Neuerung beim Thorens TD 1600 bzw. TD 1601. Vorher gab es das Laufwerk in Kombination mit dem TP 92. Sicher kein schlechter Tonarm, aber mein Liebling war er nicht. Der neue TP 160, der von Helmut Thiele komplett neu konstruiert wurde, ist schlicht eine andere Liga.
Um das Ganze objektiv zu beurteilen, habe ich mit dem Wally Skater Messungen durchgeführt. So lässt sich leicht prüfen, ob irgendwelche seitlichen Kräfte (z. B. durch die Kabelführung in um am Arm) wirken und wie gut das „Losbrech-Moment“ ist. Also wieviel Zugkraft benötigt wird, um den Tonarm in Bewegung zu setzen. Beide Tests hat der TP 160 mit Bravour bestanden, was nicht die Regel ist.
Das Schneidlager
In der horizontalen arbeitet ein klassisches Kugellager, das aber – so zeigt es meine Messung mit dem Wally Skater – extrem gut ausgeführt ist, das „Losbrech-Moment“ des Tonarms ist aus dem Lehrbuch.
Ein neu konzipiertes Schneidlager bewegt den Arm in der Vertikalen. Eine Klinge, scharf wie ein Rasiermesser, liegt in einer Furche, die extrem spitz zuläuft. So entsteht ein idealer Kipp-Winkel, und das Ganze ist extrem reibungsarm.
Eine weitere Finesse ist die Stabilisierung des Lagers über sechs Magnete. Vier davon ziehen die Schneide in die Furche, und 2 Magnete fixieren das Lager zur Plattenmitte hin.
Nebeneffekt dieser hochwertigen Konstruktion: Da der Arm wirklich auf Messers Schneide steht und die Magnete Kräfte ausüben, lässt sich der Tonarm nicht wirklich ausbalancieren, um danach das Auflagegewicht via Skala am Gegengewicht einzustellen. Es empfiehlt sich daher eine Tonarmwaage – die ich auch generell immer vorziehen würde, ist einfach exakter. Aktuell biete ich eine sehr gute von VPI an, aber ggf. kommt da ja was von Thorens raus in Kürze …
Einstellmöglichkeiten am Tonarm TP 160
Der Tonarm lässt sich in der Höhe verstellen, um einen optimalen Vertical Tracking Angle (VTA) zu erreichen. Meine Empfehlung ist generell, max. 4 bis 5 mm zu verstellen, auch wenn der Tonabnehmer mehr oder weniger benötigt. Das bringt sonst die Kraftverteilung im Arm durcheinander und hat mehr negative als positive Auswirkungen. Um die Höhe zu ändern müssen zunächst 3 Inbus-Schrauben gelöst werden (steht gut beschrieben in der Anleitung), bevor man via Metallstift die silberne Scheibe mit den Lochbohrungen dreht.
Gut, das ist ein bisschen fummelig, aber man macht es ja im Normalfall nicht so oft …
Das Headshell besitzt eine Schraube, um den Azimut zu verstellen, aber auch am Tonarm lässt sich das machen, wenn man ein anderes Headshell ohne Azimut-Einstellung verwendet. Das solltet ihr aber mit Vorsicht tun – oder ich mach das für euch ;-) In jedem Fall löst man eine kleine Schraube auf dem Lagerblock, um das Aluplättchen abzunehmen – oder löst die Abdeckung über zwei Inbusschrauben innen und außen. Es erscheint eine Schraube, die (vorsichtig!) gelockert wird, um das Tonarm-Rohr zu drehen. Auf keinen Fall darf der Arm dabei nach vorn oder zurück geschoben werden!
Zu guter Letzt gibt es noch das Antiskating, das über eine Feder realisiert ist. Aber nicht derart, dass die Federspannung immer größer wird. Nein, über einen speziellen „Umweg“ wirkt beim TP 160 eine konstante Kraft. Auch das ließ sich mit dem Wally Skater erkennen. Die Messung Richtung Platten-Innenseite ergab eine größere Antiskating-Wirkung, was wiederum aus der verringerten Skating-Kraft an dieser Stelle resultiert.
Praxis-Tipp: Gemäß Wally Skater bin ich ca. 20 bis 25 % unter dem Wert gelandet, der dem Auflagegewicht entspricht. Ob das bei euch dann auch so ist, gilt es herauszufinden, ich biete diesen Mess-Service beim Kauf kostenlos an – man benötigt aber das finale Headshell und den Tonabnehmer dafür.
Gegengewicht
Das Gegengewicht ist zweiteilig aufgebaut und lässt sich etwas schwer auf den Arm schieben (leichten Gegendruck ausüben). Für leichte Tonabnehmer schraubt ihr das zweite, dünnere Teil, einfach ab. Die Skala funktioniert ganz gut, trotzdem empfehle ich immer eine Tonarm-Waage.
Der Thorens TP 160 kann bis zu 30 Gramm ausbalancieren, das geht gerade noch für ein SPU, ein DPU-103 ist leider zu schwer, schade …
Effektive Masse: 18 Gramm!
Die effektive Masse des Arms beträgt entgegen anderer Veröffentlichungen ca. 18 Gramm – inklusive Headshell, das alleine auf 13 Gramm kommt. Das ist ein mittelschwerer Arm, der eben nicht zu leicht ist, um diverse MC Tonabnehmer zu führen. Ich würde sagen bis zu einer Compliance von 10 passt das, zumal man über ein schwereres Headshell noch Spielmöglichkeiten hat.
Klang des Thorens TD 1600 / TD 1601 mit TP 160
Das „stabilisierte“ Subchassis und der verdammt gute Tonarm machen sich klanglich bemerkbar. Da „schwabbelt“ nix. Da ist deutlich mehr Kontrolle, Kontur, Souveränität, als man es von anderen Subchassis-Spielern kennt. Die verlieren gerade bei Aufnahmen, in denen „viel los ist“, manchmal den Überblick, wirken etwas nervös. Dagegen ist der TD 1600/1601 mit seinem versteiften Subchassis ein Ruhepol, der detailverliebt musiziert und einen tief in die Musik eintauchen lässt. Klasse!
Insbesondere die Impulsdynamik ist für ein Laufwerk dieser Gattung wegweisend – für den Preis allemal. Da muss man die großen Geschütze auffahren, um das zu toppen. Im direkten Vergleich ist meine AMG Viella mit dem Reed 5a Tonarm und dem The GoldBug Tonabnehmer natürlich überlegen – da reden wir aber auch vom mehr als vierfachen Preis.
Weiterhin ist auffällig, dass jedwede Schärfe und Härte in der Wiedergabe fehlt. Nervige Sibilanten – Fehlanzeige, das klingt geschmeidig und natürlich. Ja, das ist auch die Folge einer akribischen Einrichtung des Tonabnehmers (Azimut, Antiskating), aber ebenso der Verdienst eines Tonarms, der frei von Kraft-Einwirkungen ist und ein hervorragendes Lager besitzt.
Die tonalen Abstimmungen und Eigenschaften der Tonabnehmer Thorens TAS 1600, Skyanalog P1-G und Skyanalog G2 MK2 (nähere Infos unten), mit denen ich primär gehört habe, kommen sehr gut zur Geltung. Das ist ein sicheres Zeichen, das Laufwerk und Tonarm exzellente Arbeit verrichten.
Ist der TD 1601 automatisch besser?
Am Anfang dachte ich: „500 Euro mehr für eine Endabschaltung, ganz schön happig.“ Gut, ein bisschen mehr ist es schon, was der Thorens TD 1601 im Vergleich zum TD 1600 bietet: Der Tonarmlift ist elektrisch, d. h. der Arm senkt und hebt sich auf Knopfdruck. Das bedeutet nicht, dass man nicht mehr aufpassen muss, an welcher Stelle man die Nadel absenkt, aber das Ganze erfolgt ohne Berührung des Tonarms und gibt Sicherheit.
Zudem hat Thorens im Vergleich zu den Anfangsversionen des Modells den Lift etwas leiser und schneller gemacht. Fühlt sich gut an, kann man sich dran gewöhnen.
Die Endabschaltung hat auch etwas. Sind wir nicht alle schon zu später Stunde beim entspannten Hören eingeschlafen? Sie lässt sich sogar über eine vergoldete Schraube neben dem Lager nachjustieren – falls man Schallplatten besitzt, deren Rillen bis fast zum Label laufen und sich der Arm bei der Voreinstellung zu früh erheben sollte.
Klanglich sind TD 1601 und TD 1600 übrigens genau gleich, es ist also eine reine „Luxus-Entscheidung“ zwischen den Modellen …
Test-Zitate zum Thorens TD 1600
„Die Raumabbildung und Plastizität sind phänomenal. Fast greifbar steht ‚Elvis the Pelvis‘ im Hörraum. Aber nicht weniger begeisternd ist die übermittelte knisternde Spannung, die aus der Rille herausgekitzelt wird. Kein Zweifel: Mit dem neuen Tonarm ist aus einem sehr guten Plattenspieler ein bezahlbares Dream-Set entstanden.“
„Thorens hat es also tatsächlich geschafft, den bereits von der Kritik gefeierten TD 1601 Plattenspieler nochmals zu verbessern. Der TP 160 Tonarm besticht dabei durch eine clevere Konstruktion, die sehr reibungsarm arbeitet, wodurch der TAS 1600 Tonabnehmer nun noch sauberer operieren kann. Das Subchassis entkoppelt dabei Tonarm und Plattenteller effektiv vom restlichen Gehäuse. Alles in allem: ein echtes Phono-Glanzstück!“
Die passenden Tonabnehmer zum Thorens TD 1601 / TD 1600
Aus dem eigenen Haus bietet Thorens das TAS 1600 an, das nicht nur wegen der Zahl perfekt zu Tonarm und Laufwerk passt. Es ist bekannt, dass Thorens diesen Abtaster (wie auch das kleinere Modell TAS 1500) bei Audio Technica fertigen lässt. Ich würde sagen: ein Zwischending zwischen dem AT-OC9XSL und dem AT-ART9XI.
Der Nadelträger ist aus Bor, und darauf sitzt ein Diamant mit Line-Contact Schliff. Tonal spielt er auf der neutralen Seite (typisch Audio Technica), mit wunderbarer Auflösung und Feinsinn für die Musik. Die Performance im Bass empfinde ich im Vergleich zum OC9XSL als noch straffer und einen Tick punchiger.
In jedem Fall ein sehr guter Tonabnehmer, der mit 0,4 mV Ausgangsspannung und 100 Ohm Abschlusswiderstand pflegeleicht zu betreiben ist.
Alternativen von Skyanalog
Ich habe am Thorens TD 1601 auch zwei sehr interessante Tonabnehmer von Skyanalog betrieben, die klanglich etwas – wenn man so will – „analoger“ abgestimmt sind. Das Skyanalog P1-G mit seiner leichten Betonung hin zum Bass macht richtig Spaß, nicht für die Rocker unter uns eine klasse Kombi, und eine günstige noch dazu (589 €).
Wenn man in höhere Preisklassen vordringen möchte und eine Phonovorstufe bzw. einen Übertrager besitzt, der was kann, ist das Skyanalog G2 MK II mein Tipp: Das tönt so mitreißend und „musikalisch“ wie das P1-G, legt aber in Sachen Feindynamik, Klangfarben, Stimmen-Schmelz und Luftigkeit noch eine Schippe drauf. Und spätestens jetzt erlebt man mit dem Thorens TD 1600 bzw. TD 1601 analoge Sternstunden …
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