Ein Röhren-DAC, der nicht röhrt.
Ich bin in Sachen DA-Wandlung äußerst anspruchsvoll. Logisch, in einer digital geweichten und raumakustisch optimierten Kette bildet ein DAC das Bindeglied von rechnerischer Perfektion zum analogen Musikgenuss. Viele DA-Wandler überzeugen mich nicht, auch bei noch so tollen Messwerten: die digitale Härte schlägt zu, Stimmen klingen zu harsch, S-Laute zu scharf, Genauigkeit wird zu Analytik und die Schall-Ereignisse stechen hervor, anstatt zu umhüllen. So in etwa.
Mit dem Canor DAC 2.10 kann ich einen weiteren Top-Wandler in der Preisklasse unter 5.000 Euro empfehlen. Den ersten mit Röhren im Signalweg. Weil er zum Beispiel im Bass nicht voluminös aufbauscht, sondern extrem knackig und konturiert zu Werke geht. Weil sein Rauschabstand für ein Röhrengerät vorbildlich gering ist. Und weil er insbesondere im Präsenz-Bereich und den Mitten sehr ehrlich zu Werke geht und nicht schönfärberisch agiert.
Was von der Röhre bleibt? Ein Schuss Wärme im Grundton, aber eben nicht zu viel. Das gibt ihm vielleicht das gewisse Etwas …
„Der röhrenbestückte DAC aus Prešov bietet einfach viele Eigenschaften in einer Qualität, die man in dieser Preisregion nicht unbedingt als gegeben annehmen darf … Größte Stärken: Der druckvoll und trocken federnde Bass, die hohe Auflösung, die ansatzlose Dynamik und die saubere räumliche Trennung. Echte Schwächen? Sorry, mir sind keine aufgefallen. Ich habe aufwendig gemachte und mit allerlei Chichi ausstaffierte Wandler für deutlich mehr Geld gehört, die in Sachen Klang und musikalischer Anmachfaktor keinen Stich gegen den ausgewogenen Slowaken machen. Ergo: eine klare Empfehlung.“
Die reine Wandlung – der Precision Tube Dac 2.10 von Canor
Ich habe bereits ausgewählte DA-Wandler vorgestellt, die ich uneingeschränkt empfehlen kann. Einige davon sind nicht nur Wandler, sondern vollwertige Vorverstärker, so der dac-pre (reference) von Acousence oder die Linnenberg Satie. Der Musical Fidelity M6x beherbergt zusätzlich einen ausgezeichneten Kopfhörer-Verstärker.
Der Canor 2.10 DA-Wandler hingegen ist reinrassig ausgefallen: kein Vorverstärker, kein Streaming, kein Bluetooth. kein Kopfhörer-Ausgang. Warum auch: Der Kollege soll wandeln, und das auf besondere Art.
Aufbau des Canor DAC 2.10: digitale Sektion
Die digitale Sektion ist ähnlich wie die des Musical Fidelity Wandlers. Kommt wohl nicht von ungefähr: Die Audio Tuning Vertriebs GmbH ist die Muttergesellschaft von Pro-Ject Audio Systems und damit auch Eigentümerin der Marke Musical Fidelity. Und Canor ist ein bedeutender OEM für Pro-Ject.
Ist auch nicht schlimm, wenn man Bewährtes mehrfach nutzt, zumal mit steigenden Stückzahlen die Endverbraucher-Preise profitieren.
Im Klartext: Im Canor DAC 2.10 werkeln zwei Sabre-Chips (ES9038Q2M) im Doppel-Mono-Aufbau. Das ist nicht das obere Ende der Sabre-Skala, der ES9038Pro in der Linnenberg Satie höher angesiedelt.
Es stehen 8 Ausgangsfilter zur Verfügung. Ich hatte schon mal erwähnt, dass man bei den Sabre Chips meist eh bei Filter 1 hängen bleibt, beim Canor DAC sollte man aber auch den Filter 8 anhören, der sich „Optimal Transient“ nennt. Und in die Richtung geht, die der Name verspricht.
Aber versprecht euch nicht zu viel von den Differenzen der Filter: Das sind Nuancen.
Die analoge Sektion des Canor DACs
Der Chip ist das eine, aus meiner Sicht entscheidender für den Klang ist die Ausgangsstufe. Im Canor DAC werkeln 4 Doppeltrioden des Typs 6922EH. Vier deshalb, weil das das Ganze symmetrisch aufgebaut ist und man deshalb pro Kanal zwei dieser Röhren benötigt.
Sowohl bei der Platinen-Herstellung als auch bei der Röhren-Selektion ist Canor eine Top-Adresse. Die Röhren werden in einem speziellen Verfahren geprüft und perfekt zu Pärchen gematcht. Die CMT-Platinen werden inhouse produziert (CMT = „Canor PCB Milling Technology“). Dahinter steckt ein spezielles Fräs-Verfahren für die Leiterplatten. Inwieweit das klanglich wichtig ist – ich weiß nicht …
Stromversorgung
Ein nicht ganz leichter Ringkerntrafo ist Garant einer störungsfreien Stromversorgung. In jedem Fall schaut das ähnlich aus wie bei der Canor PH 2.10 Phonovorstufe, ebenfalls aus der „Performane Linie“ des slowakischen Herstellers.
Bedienung und Anschlüsse des Canor DACs
Wer den Canor DAC anschaltet, braucht in klein wenig Geduld: eine knappe Minute dauert es, bis die Röhren auf Betriebstemperatur sind, so lange blinkt die rote LED.
Wer aufmerksam gelesen hat, weiß, dass das große, Canor-typische Drehrad nichts mit der Lautstärke zu tun haben kann. Es ist ein reines Steuerrad fürs Menü. Links und rechts davon befinden sich insgesamt vier Drucktaster für:
- Stummschaltung
- Display-Dimmung
- Eingabe/Enter
- Zurück-Taste
Das reicht zur vollständigen Bedienung des Wandlers, die Fernbedienung bildet alle Funktionen redundant ab. Eine wichtige Taste ist „Theme“: Damit ändert man die Anzeige auf dem Display und kann die riesengroßen Buchstaben auswählen, dank derer selbst ältere Augen wie die meinen aus größerer Distanz alles lesen können.
Bei den Anschlüssen können wir es kurz halten: Alles, was man digital als Input braucht (SPDIF Cinch, AES, Toslink) ist vorhanden. Auf der Ausgangsseite gibt es nicht nur Cinch, sondern lobenswerter Weise auch symmetrische XLR-Ausgänge – mit entsprechend doppelt so hoher Ausgangsspannung, + 6 dB.
Neben den erwähnten Filtern sei noch die Reclock-Funktion erwähnt: Diese kann sich bei Quellen, die es mit Jitter allzu gut meinen, positiv auswirken. Auch hier gilt: probieren! Upsampling ist im Übrigen auf 352,8 beziehungsweise 384 Kilohertz möglich.
Klang des Canor DAC 2.10
Der Canor DA-Wandler überzeugt mit einem satten, ansatzlosen, sehr konturierten Bass, der im Frequenzkeller noch 2 dB draufzulegen scheint. Beim Hämmern in den Magen verhält er sich eher wie ein hervorragender Transistor-DAC. Die Dynamischen Fähigkeiten sind genau nach meinem Geschmack, sprich: Das hat Schmackes und kommt absolut unvermittelt und direkt. Die für ein Röhrengerät sehr guten Rauschabstände sind hier bestimmt förderlich.
Der Grundton fällt einen Tick sonorer, wärmer aus als zum Beispiel beim Musical Fidelity M6x Dac. Bei Bühnenabbildung, Räumlichkeit, Durchhörbarkeit ähneln sich die Kandidaten, vielleicht ist der Canor noch einen Tick natürlicher, greifbarer.
In jedem Fall arbeitet der Canor DAC 2.10 Details äußerst akkurat heraus und präsentiert sie als harmonisches Ganzes, ohne einen mit dem Holzhammer darauf zu stoßen. Nuancen in der Stimme kommen plastisch und nahbar rüber. Der Hochton ist extra „krisp“ und gibt feinste Lautstärke-Unterschiede preis. Das reißt mit, macht Spaß – und Gänsehaut.
Was fehlt dann noch zu einem Acousence reference Wandler? Der ist zum Beispiel in den Mitten etwas seidiger, ohne die Direktheit und Natürlichkeit zu verlieren. Und die Bühnentiefe ist noch frappierender.
Insgesamt ist der Canor ein Top-Wandler, mit dem man definitiv für den aufgerufenen Kurs aber auch gar nichts falsch macht.
Technische Daten zum Canor 2.10 Dac
Test-Zitate Canor Dac 2.10
„Vielmehr ist sie (die Röhrenausgangsstufe) integraler Teil der hervorragend gelungenen musikalischen Abstimmung, die durch plastische Räumlichkeit, lebendige Dynamik und ausgewogene Klangfarbentreue glänzt. Jene Balance zwischen klarer Analyse und geschmeidigem Wohlklang haben die Ingenieure aus Prešov auf famose Art gemeistert. Diese superbe Wiedergabequalität paart sich sehr vorteilhaft mit einer generell hohen Wertanmutung. In Anbetracht dessen darf der Preis des Canor DAC 2.10 als außerordentlich günstig bezeichnet werden.“
„Der Canor Audio DAC 2.10 spielt einfach ausnehmend musikalisch und überzeugt mit seiner unbeschwerten, natürlichen Wiedergabe. Scheinbar problemlos schafft er den Spagat zwischen analoger Wärme und digitaler Dynamik … Klugerweise setzt Canor hier nicht auf Showmanship, sondern bietet ein Technikfest für Eingeweihte, bei dem die sorgfältig ausgewählten und gefertigten Komponenten letztlich stets dem guten Klang dienen.“
„… Was ich hingegen bekam, war ein DAC, der wunderbar akkurat und klar daherkam, mit einem größeren Sinn für Details und Ausgewogenheit – und etwas mehr Wärme, als ich es bei den meisten reinen Solid-State-Implementierungen dieses beliebten ESS-Chipsatzes erlebt habe … Das Ergebnis ist ein vollendeter DAC, der mit seinem präzisen, aber entschieden organischem Klang begeistert.“
Der Canor DAC als Upgrade zu Trinnov
Lässt sich mit dem Canor 2.10 Röhren-DAC ein Trinnov Setup aufwerten? Ein eindeutiges JA von meiner Seite. Denn diese Ausgangsstufe geht den Punch und die Direktheit der digitalen Signal-Optimierung voll mit, schafft aber eine größere Bühne, mehr Schmelz und Emotion. Auch die Auflösung und Durchhörbarkeit steigt, gerade im Hochton.
Für audiophile Trinnov-Enthusiasten also eine Upgrade-Option, die man im Hinterkopf haben sollte und mit meinen anderen DAC-Empfehlungen abwägen sollte.
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