Phono-Erlebnis aus der Röhre – die Canor 2.10 ist wahres High End zum fairen Preis
Ist Canor schon Mainstream? Wenn es nach der Präsenz in einschlägigen HiFi-Medien geht: ja. Und habe ich nicht eher ein Faible für exotischere Marken? Egal. Wenn ein Gerät richtig gut ist und viel fürs Geld bietet, ist das das entscheidende Kriterium. Und das tut die Phonovorstufe Canor 2.10 aus der Performance-Serie (die Einstiegsklasse der Slowaken).
Die Phonovorstufe bringt es fertig, Röhren-Charme mit Geräuscharmut und Punch zu kombinieren. Das klingt vollmundig, rund und knackig. Und lädt zu langen Hörabenden ein. Ganz nach meinem Geschmack. Die Ausstattung ist praxisgerecht, aber natürlich reduziert: So gibt es keine symmetrischen Ein- und Ausgänge wie beim aktuellen Top-Modell Canor Asterion 2. Aber das kostet auch doppelt so viel. Und da gibt es ja noch die Option, die Canor Phono 2.10 mit einem (symmetrischen) Übertrager zu kombinieren – ein Duett, das selbst renommierte MC-Referenz-Geräte das Fürchten lehren kann.
„Der ‚kleine‘ (PH 2.10) Phonovorverstärker von Canor ist das Ergebnis eines langen Reifeprozesses. Was hier mit Beharrlichkeit und viel Know-how beim Bau von Röhrenverstärkern umgesetzt wurde, hat ein wundervolles Klangbild zur Folge.“
Aufbau des Phonovorverstärkers: Röhren, Übertrager, Netzteil & Co.
MC-Eingangsverstärkung über Lundahl-Übertrager
Wie der große Bruder PH 1.10 kommen auf der Eingangsseite Übertrager vom Spezialisten Lundahl zum Einsatz. Via Relais sind Widerstände zugeschaltet, die trotz gleichem Übersetzungsverhältnis des Übertragers eine Vielzahl von Abschlusswiderständen zulassen.
Leise Röhren röhren nicht
Warum die Canor PH 2.10 in meinen Fokus gerückt ist, hat primär mit den Werten zum Geräuschspannungsabstand zu tun. Da bin ich empfindlich, und Röhrengeräte mit über 80 dB sind eine Seltenheit. Die Werte der PH 2.10 sind sogar besser als die des größeren Modells mit seinen acht Doppel-Trioden.
Im PH 2.10 sind vier Röhren zugange: zwei Doppel-Trioden 12AX7, gefolgt von zwei 12AT7, die geringer verstärken. Alle vier Röhren sitzen in einem schönen blauen Alu-Sockel mit Spiralfeder. Die Qualität der Röhren prüft Canor sehr sorgfältig: 48 Stunden lang mit einem selbst entwickelten Test-System.
Zusammen kommt die Röhren-Verstärkung auf 46 dB Gain (MM), was sehr ordentlich ist. Die MC-Übertrager geben nochmal 23 dB hinzu, sodass man auf satte 70 dB kommt, was selbst für leise MC-Tonabnehmer wie ein SPU ausreicht.
Im Signalweg findet man übrigens keinen einzigen Transistor, dafür – für technisch Versierte:
- Präzisionswiderstände,
- Mundorf MCap-Supreme-Folienkondensatoren
- gasgefüllte Relais
Stromversorgung
Stromversorgung und Signalverarbeitung sind via Trennblech voneinander getrennt sind, absolut sinnvoll. Der Trafo stammt vom ebenfalls slowakischen Hersteller Vinuta. Er ist mit einem Metallmantel wirksam gegen Streufelder gekapselt und „vakuumgetränkt“ gegen Vibrationen; dazu mit einer Spezial-Masse vergossen. Darauf folgt die Netzteil-Platine. Ein paar Filter sind auch dabei, um das kompakte Schaltnetzteil zu optimieren.
Die Bedienung und Anschlüsse der PH 2.10
Die Bedienung über das offensive Drehrad an der Front ist schon mal so intelligent, dass sie den aktiven Eingang (MC oder MM) berücksichtigt. Bei MC lassen sich die Abschluss-Impedanzen auswählen, die von 10 bis 1.200 Ohm reichen. Da ist für alle Eventualitäten gesorgt, von SPU bis zu hochohmigen Exoten.
Ihr ahnt es: Bei MM gibt es Kapazitätswerte zur Auswahl, von 50 bis 840 Pikofarad. Auch wenn man die höheren Werte in der Praxis nicht braucht – der Hersteller lässt keine Wünsche offen.
Übrigens können beide Eingänge parallel belegt werden, sodass diejenigen von euch, die zwei Tonarme betreiben, nur den Schalter vorne drücken müssen, und gut ist. Auch zwei MC-Tonabnehmer sind möglich, wenn man den zweiten mit einem externen Übertrager betreibt. Logisch.
Weitere Schalter und ihre Funktion
- Mute: Lautstärke auf 0
- Dimm: Regelung der Display-Helligkeit, mehrstufig bis zum satten Schwarz (sinnvoll, da die Display-Anzeige schon, sagen wir, dominant ist)
- R: Abschluss-Widerstand-Auswahl analog Drehrad für MC
- C: Kapazitätswahl analog Drehrad für MM
Eine Fernbedienung ist nicht dabei, das sei erwähnt, ist aber verkraftbar, denke ich.
Anschlüsse auf der Rückseite
Hier zieren solide verschraubte Cinch-Ausgangsbuchsen das Gehäuse: zwei Paar für die Eingänge, ein Paar für den Ausgang. Und natürlich die obligatorische Erdungsklemme. Dazu der Einschalter und die Buchse fürs Netzkabel, that’s it.
Klang des Phonoverstärkers Canor PH 2.10
Zunächst klingt der PH 2.10 gar nicht, denn nach dem Hochfahren bleibt das Gerät rund eine Minute lang stumm. Erst danach werden die Ausgänge freigegeben, und das Röhren-Spektakel kann beginnen.
Der Phonovorverstärker vereint Röhren- mit Transistor-Tugenden, was ich sehr spannend finde. Das Klangbild ist „fleischig-vollmundig“, auf der etwas wärmeren Seite – was die Eigenschaften des Hana Umami Red, mit dem ich u. a. getestet habe, noch mehr betont. Dank des hohen Geraäuschspannungsabstands löst der 2.10 sehr fein auf und bringt mikrodynamische Details zutage. Auf hohem Niveau und auf natürliche Art und Weise, von einer analytisch-sezierenden Gangart ist der Canor 2.10 weit entfernt.
Die Bühnenabbildung ist gerade in der Breite beeindruckend, da gibt sie eine Schippe drauf, die Bühnenstaffelung in der Tiefe ist sehr realistisch und nuanciert.
Im Bass musste die Canor 2.10 Phonovorstufe dann nochmal zeigen, wie viel „Transistor in ihr steckt“: Sowohl mit dem Umami Red als auch mit einem Dynavector Karat (am Groovemaster III Tonarm) habe ich den Röhren ordentlich eingeheizt: Charlie Antolini, Tool, Hans Zimmer Live in Prague und Roger Waters Amused to Death – das kam trocken, präzise, mit Wucht und Verve.
Technische Daten zur Canor 2.10 Phono
Test-Zitate zur Canor Phonovorstufe PH2.10
„Sie zeichnet einen weiten Raum mit tendenziell eher sanften Kanten, packt bei dynamischen Sequenzen so heftig zu, dass man sich fragen muss, wie das eigentlich mit Röhren funktionieren kann. Schließlich sorgen konstruktive Details wie unter anderem die Schwingungsdämpfer, physische Trennung von Netzteil und eigentlichem Vorverstärker sowie der Röhrenselektionsgrad für eine von akustischen und farbigen Details gespickte Performance, deren Niveau hörenswerte analoge Klasse besitzt.“
„Ohne die beiden direkt nebeneinander im Hörraum gehabt zu haben, kann ich eine Frage nicht zu 100 % beantworten: Wie der große Bruder PH 1.10 seinen nochmals deutlich höheren Preis rechtfertigt. Der 2.10 spielt minimal zurückhaltender, aber auch etwas geschmeidiger, und unterm Strich höre ich damit genauso gern wie mit dem 1.10.“
Wie viel gewinnt man mit einem externen Übertrager bei der MC-Wiedergabe?
Sowohl SPU als auch Hana Umami Red liefen einmal direkt am MC-Eingang der Canor 2.10 und danach an ihrem MM-Eingang zusammen mit dem SUT-1L von MK Analogue. Was soll ich sagen: Diese Kombi spielte dann auf absolutem Referenz-Niveau. Der Geräuschspannungsabstand bei MC betrug nun 84 dB, vor dem folgerichtig rabenschwarzen Hintergrund spielten beide MCs wunderbar auf, Gänsehaut garantiert. Die Anschläge, das Ein- und Ausschwingen von Instrumenten kam noch präziser; die Emotion und Feinsinnigkeit bei Gesangstimmen wuchs. Klasse! Die Frage sei erlaubt, ob das Top-Modell der Slowaken, die Canor Asterion V2 für 7.199 Euro, diese Kombi toppt …
Probiert es aus: Ich habe die Canor 2.10 aufgrund ihrer beeindruckenden Performance in mein Programm aufgenommen und stelle sie als Leihgerät zur Verfügung. Auf Wunsch auch gleich mit dem externen SUT-1L Übertrager.
Deine Anfrage zu Produkten von Canor
Alle Felder sind Pflichtfelder. Zu den Datenschutz-Bestimmungen