Die perfekte Azimut-Justage mit dem Fozgometer V2 von Musical Surroudings
Der Fozgometer Version 2: einfache Justage des Nadel-Azimuts auf die analoge Art
Wir schreiben das Jahr 2024: die Software Adjust+ von Dr. Feickert ist schon lange nicht mehr erhältlich. Das PDM-1 von Sperling Audio, das eine sehr exakte Einmessung des Azimuths ermöglicht, kostet um die 1.700 Euro.
Da ist es eine verdammt gute Nachricht, dass Musical Surroudings mit dem Fozgometer V2 eine bezahlbare Lösung (UVP: 499 Euro + Mess-Schallplatte 58 Euro) endlich neu aufgelegt und verbessert haben:
- höhere Empfindlichkeit und damit größere Genauigkeit
- verbesserte Aussteuerungsanzeige
- per Batterie-Betrieb (9 Volt Block, dazu muss das Gerät kurz aufgeschraubt werden) oder mit Netzeil zu betreiben (dazu braucht man einen Adapter für die europäischen Steckdosen)
Wichtig: Für die Messung mit dem Fogzometer ist die Testschallplatte Acoustic Sounds Ultimate Test LP notwendig. Dort sind die relevanten Mess-Signale enthalten, und die Pressqualität dieser Scheibe ist konstant hoch.
Mit Fozgometer und Platte bist du in der Lage, schnell, intuitiv und perfekt den richtigen Nadelwinkel einzustellen (genaue Anleitung siehe unten) und damit das Beste aus seinem Tonabnehmer herauszuholen. Ich würde sagen, ab einem Tonabnehmer-Preis von 1.000 Euro ist so ein tolles Instrument Pflicht.
Das Fozgometer kann MM und MC-Abtaster auswerten, über den Phono-Vorverstärker-Ausgang oder direkt über die Tonarm-Verkabelung/-Anschlüsse.
Vorbereitung der Mess-Prozedur mit dem Fozgometer
Das Fozgometer kann direkt an den Tonarm angeschlossen werden, oder an den Ausgang des Phonovorverstärkers. Dazu brauchst du ggf. Adapter für die Cinch-Eingänge des Fozgometers, oder ein separates Tonarmkabel für Messzwecke mit ebendiesen Cinch-Steckern.
Falls du bequem ohne Netzkabel arbeiten möchtest, musst du das Gerät aufschrauben (4 Kreuzschrauben sind kein Hindernis, denke ich) und den beiliegenden 9-Volt-Block einsetzen.
So, nun kommt die Messschallplatte mit Seite 1 auf den Plattenteller, und das Fozgometer schaltest du auf „On“. Los geht es mit dem ersten Track, der enthält ein Monosignal (Sinus 1 kHz) und misst die Kanal-Balance. Ziel: Das Fozgometer bleibt auf Nullstellung. Hebt die Nadel ab (also die in der Aussteuerungsanzeige), dann ist was faul, so viel steht fest.
Nun kommt (automatisch) der Messton für den linken Kanal. Jetzt soll das Fozgometer ausschlagen. Und das tut es bestimmt auch, die angezeigten Werte liegen meist zwischen 15 und 40 dB. Diese Werte sind aber nicht als absolute Messwerte in dB bzgl. Kanal-Trennung zu sehen.
Sie variieren z. B. stark, je nachdem, ob man direkt misst oder über den Phonovorverstärker. Letzteres hat den Vorteil, dass man höhere Ausschläge und ggf. genauere Anzeigen erhält. Nachteil: wenn der Phonopre nicht vollkommen kanalgleich ausgiebt, hat man eine Fehlerquelle mehr im Spiel. Es schadet nicht, beides zu checken!
Danach ist der rechte Kanal dran. Und jetzt heißt es aufgepasst: der Ausschlag soll möglichst identisch zum linken Kanal erfolgen. Tut er das nicht, muss der Tonabnehmer-Azimut durch Drehung des Headshells verändert werden. Dazu nimmt man am besten eine Wasserwaage (die gibt es bei mir optional dazu) und geht in 0,5-Grad-Schritten vor.
Die Regel lautet:
- Ist das Signal des linken Kanals schwächer als das des rechten Kanals: gegen den Uhrzeigersinn drehen
- Ist das rechte Signal schwächer – wer hätte es gedacht: im Uhrzeigersinn drehen
Das Ganze wiederholt man so oft, bis man genau oder annähernd die gleichen Werte erzielt.
Azimut und VTA: Zusammenspiel beachten
Azimut-Werte und VTA hängen zusammen. Nun sind die Werte auf der Fozgometer-Skala nicht automatisch als absolute dB-Werte zu betrachten, wie oben erwähnt. Aber: probier mal aus, den ermittelten Azimut mit unterschiedlichen Einstellungen der Tonarmhöhe zu messen und dann die Werte zu vergleichen: je höher der Ausschlag, desto besser. Das heißt, man erhält ggf. auch Impulse zur verbesserten Einstellung der Tonarmhöhe in Bezug auf den Azimut. Im Übrigen startet man am besten mit einer waagrechten Stellung des Armrohrs.
Das klangliche Resultat
Ist der Azimut goldrichtig eingestellt, profitiert das Klangbild: Der Stereo-Effekt ist beeindruckender, Stimmen sind exakter ortbar, stehen eingemeißelt in der Mitte (sofern es die Aufnahme so wollte). Die Räumlichkeit nimmt zu. Der Effekt ist vergleichbar mit dem Scharfstellen beim Fotografieren.
Technischer Hintergrund zur Azimut-Einstellung von Tonabnehmern
Der Azimut ist der Winkel, in die der Tonabnehmer horizontal in die Schallplattenrille taucht. Ein „richtiger“ Azimut ist in der Theorie, dass die Nadel exakt senkrecht in der Rille steht. Denn nur dann bekommen der linke und der rechte Kanal die korrekte Dosis des in der Innen- bzw. Außenflanke der Rille gespeicherten Musiksignals.
Im Übrigen haben die Generatoren im Tonabnehmer-Gehäuse ebenfalls senkrecht (bzw. im 45-Grad-Winkel) zu den Plattenrillen zu stehen. (Das kann man nur nicht sehen …)
In jedem Fall leidet die Stereo-Abbildung und damit die Räumlichkeit, wenn diese Einstellung nicht exakt vorgenommen wird.
Jetzt denkt man sich: Ja, krieg ich mit Augen bzw. Brille optisch schon ganz gut hin, warum so ein Gerät?
Azimut in der Praxis: zum Teil starke Varianz bei der Nadelmontage von Tonabnehmern
Es ist leider so, dass viele Tonabnehmer nicht 100 % exakt gefertigt werden, sprich: Die Nadel sitzt nicht exakt 90 Grad auf dem Nadelträger, sondern etwas schief. Um solche Fehlstellungen auszugleichen (die man nicht ohne Weiteres mit bloßem Auge sieht), ist ein Fozgometer ein fantastisches Instrument.
Azimut für Highender: auf der Suche nach der Perfektion
„Echte Highender stellen den Azimut per Gehör ein.“ – das liest man bisweilen. Respekt, wer das kann. Aber selbst wenn man ein so geschultes Gehör besitzt: Es dauert verdammt lang, bis man verschiedene Azimut-Positionen „probegehört“ hat – am besten noch mit drei verschiedenen Stücken, um die Auswirkungen auf Stereo-Ortung und Räumlichkeit besser einordnen zu können. Und die letzten (Mikro-)Meter schafft man doch nicht per Gehör. Und um die geht es uns Highendern ja auch, sprich: Ich will die Gewissheit, dass es zu 100 Prozent passt.
Außerdem: testet man ausgiebig mit Tonabnehmern, die etwas „krassere“ Nadel-Schiefstellungen aufweisen, tut das der ein oder anderen Lieblingsscheibe nicht wirklich gut …
Meine persönliche Erfahrung
Und noch eine persönliche Erfahrung von mir dazu: ich habe rund 50 Tonabnehmer eingestellt (für mich selbst über die Jahre und für Kunden): nur rund ein Drittel davon hatten ihre besten Werte bei exakter 90-Grad-Stellung erreicht. Die besten Resultate erzielten u. a. die MC-Systeme von My Sonic Lab!
Mehr Informationen zur perfekten Harmonie von Tonabnehmer und Tonarm findet ihr hier.
Die Ultimate Analogue Test LP zur Azimut-Justage
Für die Messung des Azimuths benötigt man nur die ersten drei Tracks auf Seite 1. Die Test LP hat aber darüber hinaus noch einiges zu bieten, ich greife nur ein paar wenige heraus:
Seite 1 Track 10:
Mit dem Standard Wow & Flutter Test-Signal und einer App, die eine Frequenz messen kann, kann man den Gleichlauf des Laufwerks testen. Hier sollten bei 33 RPM ein Wert von relativ konstanten 3.150 Hz und bei 45 RPM Abspielgeschwindigkeit 4.253 Hz gemessen werden.
Seite 2 Track 1:
Antiskating-Test bei 315 Hz mit einem Sweep der Amplitude, die bis 12 dB langsam zunimmt. Dieses Signal sollte durchweg sauber abgespielt werden. Knistert oder verzerrt es stärker auf einer Seite, muss das Antiskating erhöht oder reduziert werden. Im Zweifel darf es links etwas schneller knistern/verzerren als rechts.
Seite 2 Track 6:
Silent Groove: Während man dieses „Stück“ abspielt, klopft man leicht auf das Laufwerk oder das Rack. Es sollte wenig, am besten kein Störgeräusch (Rumpeln o. Ä.) anb die Lautsprecher übertragen werden. Wenn dem doch so ist, sollte man an der Aufstellung des Laufwerks arbeiten (Absorber, Wandhalterung …).
Mein Video zum Thema Azimut und Fozgometer – Vergleich mit Feickert Adjust+ und Sperling PDM-1
Test-Zitate zum Fozgometer V2
„I used the Fozgometer as described in the instructions and using the Analogue Productions The Ultimate Analogue Test LP, I obtained readings that matched what I obtained using the digital oscilloscope…I feel it is a reliable tool to use for setting azimuth.“
„Provides an ingenious and not too expensive solution, which is designed to be used in conjunction with The Ultimate Analogue Test Disc … the Fozgometer is very simple to use.“
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