Linnenberg Johann Sebastian Bach – eine Phonovorstufe zum Niederknien

Linnenberg Johann Sebastian Bach Phonovorverstärker

Der Phonovorverstärker Johann Sebastian Bach von Linnenberg Audio misst sich nicht nur hervorragend im Labor. Er ist auch klanglich eine Referenz und überzeugt mit einem klugen Bedienkonzept.

Das technisch Machbare aus deutscher Fertigung – meine Erfahrung mit der Linnenberg BACH

Dass Geräte von Ivo Linnenberg nach namhaften Komponisten benannt werden, ist soweit bekannt. Man denke an den DAC „SATIE“. Nun heißt das Objekt der Begierde, um das es hier geht, aber nicht einfach Bach, sondern JOHANN SEBASTIAN BACH. Und wenn der Chefentwickler den gesamten Komponisten-Namen vergibt, dann darf man von kompromisslosen Referenz-Geräten an der Grenze des technisch Machbaren ausgehen. Diese Vorstufe ist mein ständiger Begleiter im Analog-Setup, weil sie absolute Ruhe, Neutralität und analogen Flair in einzigartiger Weise kombiniert. Weil Sie konsequent symmetrisch aufgebaut ist und ich der Meinung bin, dass sich so eine Kompromisslosigkeit klanglich bezahlt macht. Und weil Sie für MC wie MM gleichermaßen eine Referenz darstellt, an der sich andere messen müssen.

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„Mit der ‚Johann Sebastian Bach‘ hat Ivo Linneberg sein Meisterstück in Sachen Phonovorverstärkung abgeliefert. Das Gerät klingt überaus kräftig und sonor, gänzlich untechnisch und wunderbar stimmig.“

LP Magazin, 2021, Holger Barske

Höchste Bauteil-Qualität und geniales „Schaltungskonzept“

Was heißt denn nun „Grenze des technisch Machbaren“? Ein Beispiel: Die Signalumschaltung erfolgt mit vergoldeten, bistabilen Relais, bei denen der Anker in der jeweiligen Schaltposition bleibt, ohne dass eine äußere Spannung benötigt wird. (Eine solche erzeugt im Normalfall ein Magnetfeld, um den Schaltzustand aufrecht zu erhalten.)

Das Relais in dieser Ausführung wirkt aber wie ein mechanischer Schalter, und negative Einflüsse des Steuerkreises auf das Signal fallen einfach weg. Diesen Relais ist es zu verdanken, dass die BACH ein genial einfaches Bedienkonzept aufweist, auf das ich später eingehe.

Die JFet-Eingangsstufe sind diskret aufgebaut, mit parallel geschalteten Doppel-JFet’s. Sie vermindern das Eingangsrauschen, belasten aber die Signalquelle – ähnlich wie bei einer Röhre – nicht. Eine Magnetisierung des Tonabnehmers ist ausgeschlossen, denn dank der symmetrischen Struktur des Eingangs „sieht“ der Tonabnehmer nur den gewählten Abschlusswiderstand. Und sonst nichts.

Des Weiteren setzt Ivo Linnenberg in der BACH ultrapräzise (und sehr teure) Widerstandsnetzwerke im Differenzverstärker ein. Die Widerstände haben eine Toleranz von maximal 0,05 % relativ zueinander. Und bleiben auch bei Temperaturschwankungen stabil.

Der symmetrische Doppelmono-Aufbau des Phonovorverstärkers ist dermaßen konsequent, dass man das Übersprechen zwischen den Kanälen praktisch gar nicht mehr messen kann. Das Störsignal des Nachbarkanals liegt weit unterhalb des Grundrauschens. Bei 1 mV Eingangssignal und 70 dB Verstärkung ergibt sich somit in beide Richtungen ein Wert von > 75dB.

RIAA-Entzerrung und Filternetzwerke – Bestwerte bei der Linnenberg JSB

Das passive Entzerrungsnetzwerk der BACH Vorstufe bildet die RIAA-Kurve unglaublich präzise ab: plus minus 0,1 dB, das ist eine Ansage. Ein Low-Cut-Filter mit einer Flankensteilheit von 12 dB/Oktave setzt bei 5 Hz ein und tötet etwaige Störungen aus diesem Frequenzbereich („Rumpeln“) von vornherein ab.

Die Filternetzwerke wirken dabei zwischen den symmetrischen Stufen, was nur bei vollsymmetrischem Aufbau möglich ist. Auch hier ist das Resultat: Mögliche Störungen werden eliminiert, da weder Signalströme zur Masse abfließen, noch Störungen auf das Signal übertragen werden können.

Schaltnetzteil? Ja, aus gutem Grund

Die RIAA-Entzerrung ist im Übrigen auch der Grund, warum Linnenberg bei der Bach Phonovorstufe auf ein Schaltnetzteil setzt, bzw. deren drei auf der Netzteil-Platine. Trafo-Netzteile können vor allem bei der Netzfrequenz von 50 Hz Probleme bereiten, sprich Einstreuungen verursachen. Genau in diesem Frequenzbereich hebt die RIAA Kurve das Signal um über 15 dB an. Schaltnetzteile sind dagegen eher bei sehr hohen Frequenzen anfällig, die wiederum via RIAA Kurve stark abgesenkt werden. Da hat also jemand nachgedacht, und der Gedankengang ist absolut nachvollziehbar.

Intelligentes Bedienkonzept und vielfältige Einstellmöglichkeiten

Linnenberg BACH Phonovorstufe mit verschiedenen Abschlusswiderständen für MC Tonabnehmer

Die Verarbeitung der Linnenberg BACH ist exzellent, besonders die Front erfreut den Bediener: alle Optionen auf einen Blick und intelligent noch dazu: der Abschluss von 47 kOhm kann nur mit 50 Dezibel Verstärkung kombiniert werden (MM Tonabnehmer).

Im Gegensatz zur Bizet erfüllt Ivo Linnenberg mit der BACH Phonovorstufe einen großen Wunsch: alle relevanten Settings zur optimalen Einstellung des Tonabnehmers sind vorne am Gerät untergebracht. Nicht etwa mit Mäuseklavieren oder wackeligen Kippschaltern – nein, das ist haptisch ein Leckerbissen. Und intelligent ist das System auch noch. Doch der Reihe nach:

Es gibt im rechten und linken Bereich identische Schaltoptionen. Wählt man Eingang A, ist die linke Seite zu bedienen, bei Eingang B folglich die rechte. Soweit schon sehr intuitiv. In der Reihe darüber sind für jeden Eingang drei verschiedene Verstärkungseinstellungen verfügbar:

  • 50 dB (für MM Tonabnehmer oder MC Tonabnehmer mit vorgeschaltetem Übertrager, der nicht einen zu hohen Verstärkungsfaktor haben sollte)
  • 60 dB (für normale MC Tonabnehmer, sagen wir Ausgangsspannung 0,6 bis 0,4 mV, z. B. das Hana Umami Red)
  • 70 dB (für leisere MC Tonabnehmer, von 0,3 mV und darunter, auch Tonabnehmer wie ein SPU mit sehr geringer Ausgangsspannung laufen dank des hohen Geräuschspannungsabstands wunderbar an der JS BACH)

Das Schöne: man kann im laufenden Betrieb hin und her schalten und die Auswirkungen live testen. Das Gleiche gilt – fast noch wichtiger – für die Abschlussimpedanz.

Werte für die Abschluss-Impedanz

  • 30 Ohm (z. B. für ein SPU)
  • 100 Ohm (der Allround-Klassiker)
  • 300 Ohm (ging mit einem Dynavector Karat sehr gut)
  • 1 kOhm (das ist dann was für exotischere Kandidaten)
  • 47 kOhm (für MM Tonabnehmer)

Der Clou: die BACH Phonovorstufe denkt mit: nur bei 50 dB Verstärkung ist die 47 kOhm Einstellung möglich, bei anderen Lautstärken ist sie deaktiviert. Und alle Einstellungen lassen sich nur vornehmen, wenn man zu Beginn den Eingang (A oder B) gewählt hat. Die LEDs unter den Einstellknöpfen leuchten rot auf, nachdem man sie betätigt hat, und nach ein paar Sekunden verlöschen sie automatisch. Man braucht ja keine Festbeleuchtung, gut so.

Und ganz individuelle Impedanz-Abschlüsse? Klar geht das mit der Linnenberg BACH Vorstufe!

Man kann auch beliebige andere Widerstandswerte mit der JSB erzeugen: indem man die freien Cinch-Eingänge nutzt und dort Steckwiderstände unterbringt. Kann ich selber löten/herstellen, kein Problem.

Linnenberg JSB Phonovorstufe: Rückseite und Anschlüsse

Die Rückseite der Johann Sebastian Bach – Symmetrie wird großgeschrieben. Über die parallel geschalteten Cinch- und XLR-Eingänge lassen sich auf Wunsch Anpass-Widerstände unterbringen, um den gewünschten Abschluss-Widerstand zu realisieren. Ansonsten hat sich der Hersteller auch grafisch Mühe gegeben.

Feingeist und Wumms, Perfektion und Emotion – in Sachen Klang macht die Linnenberg Bach alles richtig!

Klar, beim aufgerufenen Preis MUSS dieses Paradebeispiel deutscher Ingenieurskunst einfach wahnsinnig gut klingen. Das tut sie zweifelsohne. Insofern lohnt es sich für jeden, der in Sachen Phonovorverstärker in den fünfstelligen Bereich vordringt, diese Phonostufe zu hören. Mein Exemplar stelle ich gern zum Test zur Verfügung.

Allrounder für jede Musikrichtung

Die BACH tut jeder Musikrichtung gut und transportiert eindringlich, welche Pressung auf dem Teller liegt und welcher Tonabnehmer durch die Rillen gleitet. Es treten Details zutage, die man vorher vielleicht nicht gehört hat. Konsequente Symmetrie und ein sehr hoher Rauschabstand lassen grüßen. Die Darbietung ist dabei immer mitreißend, musikalisch und schlichtweg rund. Sie klingt also keinesfalls „technisch“, sondern lässt der Musik freien Raum, im wahrsten Sinne: die Bühnenabbildung ist phänomenal, auch die räumliche Tiefe überzeugt vollends. Hier atmet jedes Instrument, ohne seziert zu werden. Wenn dann ein Tonabnehmer wie das Hana Umami Red seine Runden dreht, der diese Eigenschaften nochmal verstärkt, ist wahrlich großes Kino angesagt.

Bass erstaunt? Aber ja!

Beim Bass bringt es die Johann Sebastian BACH fertig, einerseits sehr trocken, impulsiv und sauber/konturiert zu klingen und gleichzeitig Größe, Volumen und Bombast zu transportieren. Die Kanonendonner auf der Telarc-Aufnahme der „Ouvertüre 1812“ sollte man mit der BACH genießen!

Die Wahrheit schlechthin?

Gibt es in der 10 bis 15 TEUR-Klasse und darüber überhaupt ein „Besser“ oder „Schlechter“ – oder nur ein „Anders“? Wahrscheinlich schon. Auf der anderen Seite stufe ich die JSB Vorstufe selbst in dieser Klasse als Highlight ein. Allein wenn man das Teil aufschraubt und ins Innere blickt, merkt man, was hier an Perfektion geleistet wurde. Da „hängen keine Kabel herum“, das sind perfektionierte Platinen-Layouts, die Eingänge und Ausgänge mustergültig integrieren.

Die Johann Sebastian Bach ist zudem extrem rauscharm, darauf lege ich besonderen Wert. Wenn man mit den sagenhaften 93 dB Rauschabstand am MM-Eingang den SUT-1 Übertrager von MK Analogue (115 dB Signal-Rausch-Abstand!) spielen lässt, ist das der Inbegriff von Schwärze.

Zudem setzt der Bedienkomfort der Linnenberg BACH Maßstäbe. Alles in allem: wer ganz hoch hinaus will in Sachen Phonovorstufe, möge sich mit diesem „Meisterwerk“ auseinandersetzen.

Mein Video-Porträt zur Johann Sebastian Bach

Technische Daten Linnenberg Johann Sebastian BACH

Abschlusswiderstände

  • 30, 100, 300, 1.000 Ohm (MC)
  • 47 k Ohm (MM)
  • mit Widerstandssteckern (Cinch oder XLR) sind über einen frei zu bestimmenden Widerstandswert weitere 5 Werte möglich; Formel: (R1 x R2) / (R1 + R2)

Signal-Rausch-Abstand

  • 80 dB (50 dB Verstärkung, 5 mV,  linear bis 30 kHz)
  • 61 dB (70 dB Verstärkung,  0,5 mV, linear bis 30 kHz)
  • 93 dB (50 dB Verstärkung, 5 mV) linear 400 Hz bis 30 kHz)
  • 77 dB (70 dB Verstärkung, 0,5 mV, linear 400 Hz bis 30 kHz)

Die hohen Werte sind vergleichbar mit den typischen A-gewichteten Angaben anderer Hersteller.

Signalverarbeitung

RIAA Genauigkeit:

+/- 0,1 dB (20 bis 20.000 Hz)

Harmonische Verzerrungen:

< 0,005 %

Kanaltrennung/ Übersprechen:

100 dB

Max. Output-Level / Impedanz:

20 V RMS balanced / 50 Ohm per Phase

Ein- und Ausgänge

Eingänge (jeweils symmetrisch):

  • 2 x XLR
  • 2 x Cinch

Ausgänge:

XLR symmetrisch

Maße & Gewicht

Maße:

  • Gerät (H×B×T): 25,6 x 21 x 44,2 cm

Gewicht:

  • Gerät: ca. 12 kg
  • Versandgewicht: ca. 20 kg mit Schalenkoffer

Preise & Ausführungen

Listenpreis (2022):

12.900 € (inkl. eines Phonokabels bis 1,5 m in Wunschausführung)

Farbe:

Schwarz-Anthrazit

Garantie:

3 Jahre

Test von Fairaudio zur Bach Phonovorstufe

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„Ein Duo, dessen Partner schon für sich allein genommen highendig funktionieren, doch die zusammen Maßstäbe setzen können. In meiner Kette habe ich noch keine besseren Vorverstärker und Phonovorstufen gehört – nur anders gelagerte … Hörer, die hohen Wert auf maximale Sauberkeit und Natürlichkeit legen und die unprätentiöse, trockene Ehrlichkeit eines guten Theaterschauspielers dem vordergründigen Glamour einer Las-Vegas-Zaubershow vorziehen, werden in dieser Preisklasse wohl nichts passenderes finden.“

Fairaudio, 2021 (inkl. Vorverstärker Telemann), zum gesamten Testbericht

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Wie wäre es mit Laufwerken und Tonarmen von Reed?

Die haben so einen Phonopre nämlich durchaus verdient …

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