Skyanalog P1-G – MC-Tonabnehmer mit top Preis-Leistungs-Verhältnis
„Ein betont edel und fein klingendes MC ohne Allüren zu einem ausgesprochen fairen Preis – das P1-G wird sicher das nächste Erfolgsmodell aus dem Hause Skyanalog.“
Bor-Nadelträger? 589 Euro – echt jetzt?
Diese Nachfrage muss erlaubt sein, wenn man zum ersten Mal die Rahmendaten zum (neuen) Skyanalog P-1G Tonabnehmer liest. Denn die Eigenschaften der grünen (das G steht für Green) Preziose sind in dieser Preisklasse fast ein Alleinstellungsmerkmal. Zumindest ist mir keine vergleichbare Bestückung bekannt.
Skyanalog fertigt bereits seit über 20 Jahren MC-Tonabnehmer, primär als OEM für wohl bekannte Marken. Welche das sind, darüber schweigen sich die Chinesen aus. Ja: Skyanalog kommt aus China – und ich mache keinen Hehl aus meiner anfänglichen Skepsis ob dieser Herkunft. Denn bei Tonabnehmern kommt es auf eine äußerst präzise, konstant sorgfältige Fertigung an, die ich in Fernost bis dato nur den Japanern zugeschrieben habe.
Was bringt Top-Material zum guten Preis, wenn am Ende die Nadeln schief sind? Ich kann Entwarnung geben – Skyanalog scheint eine konstant gute Qualität zu liefern – wobei der deutsche Vertrieb zusätzlich eine (visuelle) Qualitätsprüfung durchführt. Und ich auch nochmal. Vertrauen ist gut …
Hätten wir das auch geklärt. Jetzt muss das rund 9 Gramm schwere MC nur noch gut klingen. Und auch das tut es. Für den Preis sogar exorbitant gut. Nicht so neutral und linear wie z. B. das Audio Technica OC9XSL. Dafür hat es Wumms an der richtigen Stelle, einen eher warmen Grundcharakter und zeichnet mit Feinsinn eine realistische Bühne. Mit dem Skyanalog P-1Green kann man lang und genussvoll Musik hören, was will man mehr?
Technischer Aufbau des Skyanalog P-1G
- Diamant mit elliptischem (in dem Fall Fineline-)Schliff und einem Radius von 5 µm (bei einer Länge von 150 µm)
- Nadelträger aus Bor: geringe bewegte Masse und hohe Steifigkeit (aber auch erhöhte Bruchgefahr, also Vorsicht!)
- Eisenplatte und kreuzförmige Spulenwicklung
- Korpus aus Aluminium
- massiver Nadelschutz aus Kunststoff (der hat wohl früher gefehlt bei Skyanalog)
Das neue Dämpfungssystem „Yan“
Seit 2014 werden die Tonabnehmer von Skyanalog mit einem neuen Dämpfungssystem ausgestattet. Es ist verantwortlich für das Zusammenspiel zwischen Feder und dem Gummiring und beeinflusst damit auch die gemessene Compliance. Ähnlich wie bei Audio Technica sind damit die offiziellen Werte für die Nadelnachgiebigkeit (und indirekt dem geeigneten Tonarm) als eher „relativ“ anzusehen.
Skyanalog hat es mit dem „Yan“ Aufhängungssystem geschafft, die empfohlene Auflagekraft von 2 Gramm auf 1,2 bis 1,5 Gramm zu senken. Was für einige ein Garant für eine schallplattenschonende Abtastung ist. Darüber kann man trefflich streiten, aber in jedem Fall kann so eine Dämpfung auch die Wirkung der Skating-Kraft beeinflussen, die damit geringer ausfällt, sprich: weniger Kompensation durch Antiskating benötigt und größere Toleranzen bei der Tonarm-Einstellung zulässt. Ich würde trotzdem 1,5 oder sogar 1,6 Gramm empfehlen.
Skyanalog argumentiert, dass Yan auch zur phasenlinearen Wiedergabe und Verzerrungsfreiheit beiträgt, ebenso zu einer verbesserten Transienten-Wiedergabe und einem linearen Frequenzgang. Letzteres unterschreibe ich nicht, da dieser ja ganz bewusst auf eine – angenehme – Tonalität getrimmt ist, unabhängig von der Aufhängung. Aber vielleicht trägt das Dämpfungssystem dazu bei, dass der gewünschte Frequenz-Verlauf exakter erreicht wird :-)
Übrigens: Das in der LP getestete Skyanalog P-1 Green stammte aus der ersten Charge 2023 und war noch nicht mit Yan versehen. Deshalb war dort auch die Rede von 2 Gramm Auflagekraft.
Skyanalog P1G unter dem Mikroskop
Wie man sieht, ist an der Verarbeitung insgesamt, dem Stand des Nadelträgers im Generator sowie der Position der Nadel auf dem Träger absolut nichts auszusetzen. Wenn alle Exemplare so daherkommen wie meines hier, dann ist das ein weiterer Grund, diesen Tonabnehmer zu empfehlen.
Klang des Skyanalog P-1G
Mich erinnert das P-1G ein wenig an das Goldring Ethos, und das ist angesichts des Preises ein großes Kompliment. Es ist insgesamt auf der wärmeren Seite und besitzt eine sehr angenehme, unangestrengte Höhen-Wiedergabe. Im Bass finde ich es knackig und „schnell“ – auf den Punkt. Das ist denke ich das Resultat des Bor-Nadelträgers und der neuen Aufhängung.
Die Auflösung ist sehr gut; auch wenn die entsprechenden Frequenzbereiche, wo dies besonders zur Geltung kommt, (bewusst) etwas zurückgenommen sind. Das System schreit einen nicht an und betont bestimmte Details. Die sind da, aber als integrierter Teil der musikalischen Darbietung.
Die Bühnendarstellung ist realistisch, in Breite und Tiefe. Die Stimmen- und Instrumenten-Wiedergabe ist schön plastisch und nahbar. Hier hat das Ethos insgesamt die Nase vorn – aus meiner Sicht, aber der Unterschied ist tatsächlich nicht groß.
Exakte Einstellung ist Pflicht
Damit der Diamant seine Abtast-Fähigkeit unter Beweis stellen kann, ist eine exakte Montage erforderlich. Auch wenn die Fertigungsqualität von Skyanalog mittlerweile vorbildlich ist: eine Azimut-Abweichung von 0,5 oder 1 Grad kommt in den besten Familien vor, sogar bei den hoch geschätzten Premium-Marken wie My Sonic Lab.
Und genau diese Abweichungen, die absolut in Ordnung sind, gilt es auszugleichen (z. B. via Messung mit dem Fozgometer V2). Denn dann gewinnt zum einen die Räumlichkeit und Ortbarkeit, zum anderen macht das Skyanalog P1-G weniger Zicken. Sprich: die Rillen-Geräusche sind dann noch geringer, und die Mittel- und Hochton-Wiedergabe gerät noch „reiner“.
Beim Antiskating ist das System dagegen eher gutmütig. Ich konnte bei verschiedenen Einstellungen keine Unterschiede in der Abtastung mit den gängigen Mess-Schallplatten testen.
Die Resonanz-Frequenz mit dem schweren GrooveMaster 4 Tonarm (allerdings mit leichtem Carbon-Headshell) lag im Bereich von 9–13 Hz, das ist absolut okay, ich würde aber keinen Tonarm unter 16 Gramm effektiver Masse verwenden.
Passsende Tonarme für das P-1 Green
Ich habe das P-1G an meinem GrooveMaster 4 mit Yamamoto Carbon-Headshell betrieben, ebenso am Reed 5a Tangentialarm und an einem AMG 9WT. Insgesamt ist ein mittelschwerer bis schwerer Arm aus meiner Sicht zu bevorzugen, auch wenn die neue Dämpfung hier einen größeren Spielraum zulässt. Gerade die Kombi mit dem schweren Groovemaster und dem vergleichsweise leichten Headshell war für mich ein Highlight.
Für die Kontrolle und Souveränität in der Wiedergabe ist es förderlich, das Gegengewicht angesichts der geringen Auflagekraft möglichst nah am Lager zu positionieren. Es lohnt sich also, mit verschiedenen Headshells zu experimentieren, die natürlich auch klangliche Einflüsse mit sich bringen.
Das Skyanalog P1-G am Übertrager
Manche empfehlen für das P-1G Übertrager mit einem Übersetzungsverhältnis von 1 : 1o (= 14 dB Verstärkung). Das ist angesichts der Ausgangslautstärke, die in der Praxis etwas über den 0,35 mV aus dem Datenblatt liegt, kein Problem. Übertrager mit einem solchen Übersetzungsverhältnis sind aber meistens ausgelegt auf mittel- bis höherohmige Tonabnehmer.
Aus meiner Erfahrung ist die interne Impedanz – beim Skyanalog P1-G sind es 6 Ohm – der entscheidende Wert. Und hier sehe ich dann – als Beispiel – den MK Analogue SUT-1L (für Tonabnehmer bis 10 Ohm) besser geeignet als den SUT-1M. Ich habe natürlich beides probiert, das klangliche Ergebnis bestätigte die Vermutung: Am SUT-1L mit Übersetzung 1 : 16 klang das P-1Green noch lebendiger, involvierender, knackiger.
Auf jeden Fall ist es ein Tonabnehmer, dem man einen Übertrager gönnen kann, weil man damit noch mehr aus dem System herausholen kann. Und spätestens dann spielt das P1-G in der Preisklasse jenseits der 1.000 Euro.
Retipping: was ist, wenn die Nadel bricht?
Ein MC-Tonabnehmer spielt locker seine 1.500 Stunden, was passiert danach? Diese Frage sollte man beim Kauf eines Tonabnehmers klären, bevor man böse Überraschungen erlebt: Manche Hersteller verlangen nämlich 70 bis 90 Prozent des Neupreises für ein Retipping. Heißt im Klartext: Hol dir einen neuen Tonabnehmer. Deshalb gibt es bei mir z. B. für Audio Technica eine kostengünstige Alternative auf höchstem Qualitätsniveau.
Aber zurück zu Skyanalog: Das Unternehmen bietet an, Diamant, Nadelträger und sogar Antrieb zu ersetzen. Ein neuer Diamant kostet z. B. für das P-1G rund 100 Euro. Klar, das Ganze muss nach China und wieder zurück es läppert sich. Aber ich erwähne es, weil Skyanalog mit dem Modell Reference einen 3.000-Euro-Abtaster im Programm hat, bei dem sich so ein Service definitiv bezahlt macht.
Technische Daten zum Skyanalog P-1G
Eigenschaft | Wert |
---|---|
Schliff | Fineline |
Verrundungsradius | 5 × 150 µm |
Output | 0,35 mV (bei 3,54 cm/s) |
Interne Impedanz | 6 Ohm |
Frequenzgang | 20 Hz bis 25.000 Hz (± 2 dB) |
Kanaltrennung | > 30 dB (1 kHz) |
Kanal-Balance | ≤ 1 dB |
Tracking | 70 µm (1,4 Gramm Auflagekraft, 315 Hz) |
Compliance | 12 µm/mN |
Empfohlene Tonarm-Masse | Mittelschwer bis schwer |
Einspielzeit | ca. 30 h |
Auflagekraft | 1,1 bis 1,4 Gramm (!) |
Empfohlende Abschluss-Impedanz | 100 bis 220 Ohm (am Übertrager empfehle ich 100 oder sogar darunter) |
Gewicht | 8,9 Gramm |
Preis | 589 € |
Garantie | 2 Jahre |
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