Reed 5T und Reed 5A – innovative Tangential-Tonarme
„Der weltweit einzigartige Linear-Tonarm Reed Model 5T sowie der Reibrad-Plattenspieler Reed Muse 1 C bilden sowohl in elektromechanischer als auch in maschinenbautechnischer Hinsicht eine Musikmaschine für Vinyl, bei der es mir schwerfällt zu glauben, dass es klanglich überhaupt noch besser geht. Mit ungemeiner, von mir zuvor so noch nie gehörter Leichtigkeit und Offenheit spielt dieses Setup in einer eigenen klanglichen Liga. Aufgrund der sehr hohen Neutralität völlig frei von Artefakten fällt es mir schwer, überhaupt irgendein Charaktermerkmal hervorzuheben, doch wenn, dann würde ich diesen extrem kraftvollen, kontrollierten Tieftondurchzug nennen. Ein Plattenspielertraum.“
Faszination der tangentialen Abtastung der Schallplatte
Seit mein Vater einen Revox-Plattenspieler mit Tangentialarm (in den 80ern) anschaffte, hat mich dieses Prinzip der Abtastung fasziniert. Nachteil: die gängigen Tangential-Tonarme sind aus meiner Sicht immer sehr „fummelig“ und führen den Tonabnehmer meist an einem „Stümmelchen“ von Arm. Was wiederum die Eignung für Tonabnehmer mit niedriger Nadelnachgiebigkeit einschränkt. Schön, dass Reed den Tangential-Ansatz neu interpretiert hat und mit dem 5T und dem 5A zwei innovative Schmuckstücke herausgebracht hat, die auch wie ein Tonarm aussehen … Ich versuche mal, die Funktionsweise der Arme anschaulich zu erklären.
Minimierung des Spurfehlwinkels beim Reed 5T und Reed 5A
Die beiden Reed Tangential-Arme sind beide schwenkbar, d. h. die Basis bzw. das Lager bewegen sich so, dass der Tonabnehmer die Plattenseite immer im idealen 90-Grad-Winkel abtastet. Oder zumindest ganz nah am Ideal. Dazu habe ich unten die technischen Ausführungen zur Abtastung und den resultierenden Winkeln für beide Arme detailliert aufgeschlüsselt.
Fakt ist, und das ist ja das Wesentliche: Die maximale Tracking-Abweichung kann bei klassischen Drehtonarmen bei 1,2 bis 2,5 Grad liegen. Der Reed 5T schafft 0,083 Grad und der Reed 5A sogar noch einen Tick weniger. Damit sind wir definitiv in Bereiche vorgedrungen, wo ein Spurfehlwinkel bzw. die resultierenden Verzerrungen nicht mehr hörbar sind.
Die weiteren Vorteile der Reed Tangential-Tonarme
Im Vergleich zu Pivot-Tonarmen:
- Geringeres Trägheitsmoment
- Keine Notwendigkeit, Anti-Skating einstellen zu müssen (Das ist etwas, was ich persönlich sehr genieße, weil die zugehörigen Testplatten immer nerven bzw. praktisch nie die gewünschten Ergebnisse bringen (bzw. die richtigen.)
Im Vergleich zu anders konstruierten Tangential-Tonarmen:
- Geringeres Trägheitsmoment
- Keine aufwändigen Zusatzgeräte nötig (wie der Luftkompressor bei luftgelagerten Armen)
- Kompaktes, edles Design, das an einen klassischen Tonarm erinnert
- Ähnliche effektive Masse in vertikaler und horizontaler Richtung
- Insgesamt höhere effektive Masse möglich, damit bessere Eignung für härter aufgehängte MC Systeme (hab ein Mutech Hayabusa daran, das läuft wirklich hervorragend)
Der Reed 5T – Tangential-Tonarm mit elektrischer Motorführung und Akku-Netzteil
So setzt der Reed 5T die Theorie der Abtastung nach Thalestheorem um: Die Basis dreht sich quasi mit, dank eines Linearmotors. Das Lager basiert auf einem äußerst geräuscharmen Luftlager. Ein Laser und eine lineare Sensor-Anordnung steuert dann den Arm und führt in mit der entsprechenden Nachführung durch den Motor durch die Rillen. Das Netzteil ist grundsätzlich immer mit dabei; man kann aber auch das verwenden, welches man z. B. im Rahmen des Kaufs eines Muse 1c oder Muse 3c Laufwerks erworben hat. Bzw. das Netzteil ist immer mit zwei Anschlüssen ausgestattet, sodass u. U. das Laufwerk davon profitieren kann.
Azimut-Einstellung
Den Azimut stellt man bei Montage des Tonarmrohrs über zwei Schrauben ein, mit denen das Rohr befestigt ist. Für den Reed 5a gibt es seit neuestem gegen Aufpreis eine komfortablere Option, und zwar direkt am Headshell: Dazu löst man die linke Schraube und dreht die andere Schraube nach links/rechts, um eine äußerst exakte Einstellung zu erhalten.
Tonarmhöhe (Vertical Tracking Angle)
Die Tonarmhöhe regelt man über die Verschraubung der Basis. Dazu löst man eine Schraube und führt man einen Schraubendreher in die Führungslöcher ein. Dann dreht man schrittweise im oder gegen den Uhrzeigersinn, um die Höhe zu ändern. Das ist sehr exakt und kontrolliert. Dreht man zum Schluss die Feststellschraube wieder rein, rastet der Arm automatisch wieder in der ursprünglichen Position ein.
Der Reed 5T ist für mich also eine tolle Symbiose aus tangentialer Abtastung und klassischem Pivot-Lager. Er besitzt ein „echtes“ Tonarmrohr, für das ich auch noch unterschiedliche (und unterschiedlich schwere) Hölzer aussuchen kann. Und das ich mitsamt Tonabnehmer in 2 Minuten gewechselt habe, inkl. Azimuth-Einstellung! Vom nicht mehr notwendigen Antiskating habe ich ja oben schon gesprochen.
Klangliche Auswirkungen
Mit dem Reed 5T gehören Verzerrungen endgültig der Vergangenheit an: kritische Passagen wie laute Klavier-Anschläge oder Zischlaute zum Ende einer Platte sind mit dem Reed tatsächlich weg, er spielt durchweg souverän, unmittelbar, ansatzlos. Es sind praktisch alle Bremsen gelöst, man fühlt sich dem Masterband wieder einen Tick näher. Zumindest ich, und das liegt nicht nur daran, dass neben dem Reed Laufwerk eine Revox Bandmaschine steht ;-)
Der Reed 5A – intelligente Mechanik im Detail
Der Reed 5A ist sozusagen das rein mechanische Gegenstück zum 5T. Das Aufhängungssystem erinnert insgesamt an den Reed 3P.
Für Lagergelenk und „Hebel“ setzt Reed sehr geräuscharme „Keramik-Wälzlager“ und Saphirlager ein. Klar, der Schlüssel zum Erfolg ist die „reibungslose“ Gestaltung der verschiedenen Aufhängungspunkte, die die tangentiale Abtastung ermöglichen. Die Länge des Armrohrs ist übrigens fix, der Montageabstand entspricht ungefähr einem 10-Zoll-Arm.
VTA und Azimuth lassen sich bequem verstellen. Antiskating ist auch hier nicht vonnöten.
Klangliche Eindrücke Reed 5A
Der Reed 5A spielt klanglich sehr nah am Reed 5T, das ist wirklich eine Ansage. Hauptvorteil ist wie oben beschrieben die absolute Verzerrungsfreiheit und völlig „losgelöste“ Spielweise. Aus meiner Sicht kriegt man selten mehr für das (auch noch viele) Geld, denn der 5A kostet gerade einmal die Hälfte vom 5T, wobei bei letzterem fairerweise das Akku-Netzteil mit 3.200 Euro zu Buche schlägt (angenommener Verrechnungssatz im Paket – ohne Gewähr).
Ausstattungsoptionen für Reed 5 A und Reed 5 T
Gegengewichte
- 45 Gramm
- 60 Gramm
- 100 Gramm (nicht praxisrelevant bei den Tonarm-Längen von 5T und 5A)
Verkabelungen
Standardmäßig ist der Reed 5A mit durchgehender Verkabelung (1 m Finewire C37+Cryo) und KLEI Plugs ausgestattet oder alternativ mit einem DIN 5 Pin Anschluss. Der 5T bietet noch alternativ einen (symmetrischen) Cinch-Ausgang.
Als Alternative gibt es bei der durchgehenden Verkabelung noch die Silbervariante Finewire C37+Cryo Ag-4N in 100 oder 125 cm Länge:
Bei den Steckern gibt es folgende Optionen (Abbildung auf der Seite zum Reed 1H):
- KLEI Plugs (Anschlüsse in Kupfer oder Silber)
- WBT Nextgen Plugs (Anschlüsse in Kupfer oder Silber)
Holzarten für das Armrohr
Wenge – effektive Masse Tonarm ca. 10 bis 14 Gramm
Cocobolo – effektive Masse Tonarm ca. 12 bis 16 Gramm
Macassar Ebony – effektive Masse Tonarm ca. 10 bis 16 Gramm
Teak light – effektive Masse Tonarm ca. 6 bis 10 Gramm (hier widerspreche ich den Angaben von Reed, das Teil ist wirklich mega leicht und nur für ganz schwere Tonabnehmer mit hoher Compliance zu empfehlen!)
Teak dark– effektive Masse Tonarm ca. 6 bis 10 Gramm (Anmerkung dito)
Mögliche Finishes
Für Reed 5T und Reed 5A sind farblich Seashell White und Black im Angebot. Dazu gibt es den Reed 5T für Magnaten, oder solche, die es werden wollen, auch gülden …
Technische Daten und Preise
Eigenschaft | Reed 5T | Reed 5A |
---|---|---|
Montage-Abstand | 251 mm | 251 mm |
Abweichung Spurfehlwinkel | 0,083 Grad | 0,067 Grad |
Effektive Masse | 6 bis 16 Gramm (je nach Armrohr Material/Holz) | 7 bis 16 Gramm (je nach Armrohr Material/Holz) |
Azimuth Range | ± 8 Grad | ± 8 Grad |
Höhenanpassung | 26 bis 46 mm (Präzision +/-0,2 mm) | 27 bis 46 mm (Präzision +/-0,2 mm) |
Offset Angle / Überhang | 0 Grad, 0 mm | 0 Grad, 0 mm |
Strom-Versorgung | DC 12 V (Reed Batterie Netzteil mit zwei getrennten Akku-Bänken, Betrieb ca. 8 Stunden am Stück; Ladedauer ca. 4 h; beim Ladevorgang Betrieb möglich) | keine |
Listenpreise | 16.990 € (Gold Matte + 1.500 €) | - 8490 € - 8.990 € (mit Luxus-Headshell für Azimut-Einstellung) |
Preise durchgehende Verkabelung | 40 bis 415 € (WBT Nextgen Silber 125 cm) | 200 bis 575 € (WBT Nextgen Silber 125 cm) |
Die Theorie hinter der tangentialen Abtastung und dem Konstruktionsprinzip der Tonarme Reed 5 T und Reed 5 A
Tangentiale Abtastung beim Reed 5T: Erläuterungen zur Grafik
- P1, O1, P3: Thales Halbkreis
- Winkel P1-A1-P3, P1-A2-P3, P1-A3-P3: jeweils 90 Grad
- Segmente A1B1 = A2B2 = A3B3: repräsentieren die Länge eines Tonarms
- B: Tonarm vertikale Achse
- P2: Kreismittelpunkt, der durch drei Punkte gezogen wird (B1, B2 und B3 = Drehachse des Tonarms)
- P3: Linearer Sensor
- BP3: Laserstrahl
Tangentiale Abtastung beim Reed 5A: Erläuterungen zur Grafik
- P1, O1, P3: Thales Halbkreis
- Winkel P1-A1-P3, P1-A2-P3, P1-A3-P3: jeweils 90 Grad
- A1, 1B1 = A2, 1B2 = A3, 1B3: repräsentieren die Länge eines Tonarms
- 1B: Tonarm vertikale Achse
- 1P2: Kreismittelpunkt, der durch drei Punkte gezogen wird (1B1, 1B2 ,1B3 = Drehachse des hinteren Lenk-Komponente)
- 2P2: Kreismittelpunkt, der durch drei Punkte gezogen wird (2B1, 2B2, 2B3 = Drehachse des vorderen Verbindungselements)
- 1B1, 2B1 = 1B2, 2B2 = 1B3, 2B3 – Tonarmhebel.
Spurfehlwinkel Reed 5 T = +/- 5 Bogenminuten = 0,083 Grad
Spurfehlwinkel Reed 5 A = +/- 4 Bogenminuten = 0,067 Grad
Videos zu den Tonarmen
Mein Video-Porträt zum Reed 5T
Abtastung/Theorie Reed 5T
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Alternative Tonarme von Reed: 3P und 1H