Thivan Labs 211 Power Mono – so muss Röhren-Endstufe!

2 Monoblöcke Thivan Labs 211 versetzt nebeinander

43 kg pro Mono, wunderschön leuchtende 211er Verstärker-Röhre, Vintage-Look – wenn Röhren-Endstufe, dann genau so! Aber auch klanglich haben mich die Thivan 211 Monos überzeugt.

Endlich Bass – warum der Röhren-Endverstärker von Thivan Labs rockt

Ich hatte um 2014–2017 herum eine ausgeprägte Hornlautsprecher- und Röhrenphase. Die bereue ich keinesfalls, die Erfahrungen waren vielfältig, manchmal auch bitter. In jedem Fall waren die verschiedenen Röhren-Voll- und -Endverstärker faszinierend, vor allem visuell. Logisch, das Auge hört mit. Klanglich waren die 300B, EL34, 833c – wie sie u. a. hießen – ebenso überzeugend. Aber nicht im Bass. Da fehlte mir der letzte Druck, der Punch aus dem Nichts, die Kontrolle des Chassis. Und bei einer bestimmten Lautstärke, die zumindest ab und an sein muss, kamen sie an ihre Leistungsgrenzen.

Jedenfalls beendete ich diese HiFi-Phase und wendete mich schrittweise den aktiven Konzepten zu, bis zur heutigen Ausbaustufe.

Als ich auf der Suche nach möglichen Verstärker-Lösungen für die von mir hoch geschätzten MoFi Sourcepoint 10 Lautsprecher war, hat mir der Vertrieb von Audiolab (deren 8300 Monos ein mein Preis-/Leistungstipp dafür sind) die Verstärker von Thivan Labs ans Herz gelegt und meine Bedenken – sagen wir – reduziert.

Skeptisch war ich trotzdem – bis ich die Thivan Labs 211 Power Mono Endstufen in meinen Hörraum gewuchtet habe. Dann leuchteten die fetten 211er Röhren. Und nach einer ausgiebigen Einspiel-Phase auch meine Augen, ob des klanglichen Wohlgefallens in meinen Ohren.

Ja, diese Monoblöcke kann ich – wärmstens! – empfehlen. Uneingeschränkt für Lautsprecher mit über 90 dB Wirkungsgrad. Drunter bedingt auch. Denn das hat Wärme und Verve, aber es geht auch richtig in den Magen. So muss Röhre, hört euch das an!

Logo LP Magazin

„… Das war so gut, dass ich nach langer Zeit sogar mal wieder die komplette American Recordings IV von Johnny Cash geschafft habe, was ich dank Überdosierung eigentlich nicht mehr für möglich gehalten hatte. Anouar Brahems Oud klang einmalig intensiv und doch intim, Nina Simone sang, als würde Sie‘s nur für mich tun. Große Musikwiedergabe, an die ich noch lange denken werde, ermöglicht von diesen wirklich fantastischen Verstärkern.“

LP Magazin, 2021, Zum Testbericht (PDF)

Aufbau und Innenleben des Thivan Labs 211 Power Mono

Endstufen- und Treiber-Röhren

Die Röhren der Thivan Labs 211 Power Monos strahlen Kraft aus:

  • Endröhre 211: eine damals populäre Senderöhre im Rundfunk. 20 cm hoch, weißlich-gelb leuchtend, läuft hier im „A2-Betrieb“. Das sagt mir persönlich als Nicht-Röhren-Spezialist nicht allzu viel, aber einigen von euch sicher mehr. Standard-Bestückung (und die ist finde ich sehr gut) ist übrigens ein Exemplar von PSVANE
  • Treiber-Röhre: Typ 6V6
  • Eingangsseitige Spannungsverstärkung via 6SN7 Doppeltriode

Wer die Performance mit etwas mehr Luftigkeit, Auflösung und Durchhörbarkeit versehen will, der kann mit diesen Röhren experimentieren:

Eingangsübertrager, Netztrafos, Kondensatoren: geklotzt statt gekleckert

Das satte Gewicht von 43 kg und die beeindruckende Höhe der Monos wird von den „Türmen“ aus grauem Schrumpflack dominiert. Darunter sitzen:

  • Ausgangsübertrager
  • 2 Netztrafos: einer für die Hochspannung, einer für die Heizleistung
  • Siebdrossel für die Hochspannungsversorgung.

Dazu gesellen sich fast ebenso hohe, schmalere Säulen, die pro Kanal 4 Ölpapier-Kondensatoren beherbergen. Kritik bei aller Begeisterung für die kompromisslosen und hochwertigen Bauteile: die Befestigung der Verkleidungsbleche für die Kondensatoren ist nicht German Engineering. Klar, kommt ja auch aus Vietnam. Aber das kriegt man weltweit besser hin, denn von oben betrachtet sind diese 4 Säulen nicht sauber ausgerichtet, der Volksmund würde sagen „etwas schief“. Das war’s aber schon mit meinem Gemecker.

Holz um die Hütte

Der Rahmen des Gehäuses besteht aus Holz, in der Anleitung steht „Rosewood Furnier“. Sagen wir mal grob Palisander-Optik. Das sieht in jedem Fall gut aus und unterstreicht den Vintage-Look.

Thivan Labs 211 Monoendstufe: Innenleben

Wer hier ein SMD-Platinen-Layout erwartet, sollte sich anders orientieren. Das ist sorgfältig handverdrahtet, und die Bauteile sind Kennern durchaus als „erlesen“ bekannt.

Klang: Röhre mit Wumms und Esprit

28 Röhrenwatt pro Kanal sind eine Ansage und weit mehr, als andere Endstufen dieser Gattung zu bieten haben. Das merkt man: Ich habe bis dato keine Röhrenverstärker gehört, die ein Bass-Chassis so an die Kandare nehmen wie die Thivan 211 Power Monos. Das hat Schmackes, das drückt, das hat Volumen. Sind das nur die Röhren oder sind sie leicht gesoundet? Egal. Und ja: Ein Acousence pow-amp liefert noch mehr Präzision, sticht noch trockener zu, aber wie gesagt: Für Röhren ist das allererste Sahne.

Der Grundton sowie die unteren Mitten sind eher auf der wärmeren Seite, das klingt involvierend, unmittelbar und emotional. So ein bisschen eine Klangsignatur, die man einem Hana Umami Red zuschreibt: „fleischig“, satt, mit einer extra Portion „Sättigung“. Das ist genau das, wovon man bei einem Röhren-Amp träumt. A Propos Tonabnehmer: Hier kann man auf dann beruhigt mit linear abgestimmten Tonabnehmern wie dem Audio Technica ART20 oder einem Goldring Ethos SE arbeiten. Auflösung und Akkuratesse trifft eine extra Portion Schmackes.

In den oberen Mitten und im Hochton zeigen die Thivan Labs 211 Feingeist und eine gute Durchzeichnung. Da geht aus meiner Sicht noch mehr. Mit den oben genannten alternativen Treiber-Röhren lassen sich die Amps in dieser Disziplin tunen.

Für die Röhren-Fraktion: Die Gesamt-Performance der Thivan 211 lässt sich in etwa zwischen 805 und 300B einordnen. Von ersterer kommt Power und Punch, von letzterer die Auflösung und Feindynamik. Jeweils mit leichten Abstrichen, aber vielleicht ist genau das der königliche Mittelweg.

Wer Röhren-Charme mit exquisitem Punch kombinieren möchte, der bekommt mit den Thivan Labs 211 Power Mono Endverstärkern eine schwer zu toppende Lösung.

Weißlich-gelb leuchtende Senderöhre 211 am Thivan Labs 211 Mono Endverstärker

Die Thivan Labs 211 Monos in der Praxis

Beginnen wir mit dem Geräusch-Verhalten, wo meine größten Ressentiments gegenüber Röhren-Amps vorherrschen: Die Thivan Labs 211 sind im Vergleich sehr leise, auch an meinen wirkungsgradstarken Merovinger MELO-DI Breitbändern war nur ein leichtes Röhrenrauschen zu vernehmen, was in Ordnung geht.

Achtung: Nach dem Einschalten brummt es zu Beginn, das lässt aber dann nach, wenn der Amp vollständig „hochgefahren“ ist.

Ich habe allerdings auch auf kurze Kabelstrecken via XLR geachtet. Wobei – und das ist ein Kritikpunkt meinerseits: trotz übertragergekoppelter Eingänge sind diese nicht symmetrisch ausgeführt, was zumindest die Wahrscheinlichkeit für Brumm erhöht (vgl. meinen Beitrag zu symmetrischer Signalführung).

Einspielen und warm werden

Die Einspielzeit beträgt laut Hersteller rund 100 Stunden. Ich finde, nach der Hälfte zeigen die Thivan Labs 211 Monos, wo der Hase hinläuft, ab da ist genussvolles Hören angesagt, die letzten Prozentchen fallen nicht groß ins Gewicht – finde ich zumindest.

Absolut praxistauglich beurteile ich die Zeit des Warmspielens. Wahrend andere Röhren-Amps eine halbe Stunde brauchen, um zu klingen, sind die Thivan 211 nach einigen Minuten voll da.

Kombination mit verschiedenen Lautsprechern

Ich habe die Thivan Labs 211 Endstufen an folgenden Lautsprechern betrieben:

  • MoFi SourcePoint 8, optional mit Subwoofer
  • MoFi SourcePoint 10, optional mit Subwoofer
  • Merovinger MELO-DI: Sowohl im Tief-Mittelton von 70 bis 3.000 Hz als auch im Hochton ab 3.000 Hz

Meine Eindrücke:

Gerade die Kombi mit den Breitbändern innerhalb der MELO-DI Aktiv-Lautsprechern sowie mit der MoFi SourcePoint 10 klingt fantastisch. Das macht dermaßen Musik, dass man gar nicht aufhören möchte, zu hören. Irgendwann kommt natürlich an Pegelgrenzen, je nach Wirkungsgrad. Aber …

Wenn die Endverstärker vom Tiefbass entlastet werden, ist richtig Pegel möglich. Also richtig. Ich hab sie ordentlich getreten. Von Charly Antolini, Tool und Propelleraheads über Kodos japanische Taiko-Trommeln bis hin zum Bach Präludium und Fuge C-Moll. Die Röhren haben was im Kreuz! Gut: Bei den MoFi SP8 verzerrte es bei 90 dB dann doch deutlich (im Fullrange-Betrieb), aber da sind die Röhrenverstärker vielleicht nicht der perfekte Partner – außer man hört bei moderaten Lautstärken Musik und lässt Yello und Infected Mushrooms außen vor.

Für alle, die solche Röhren-Endstufen in ein aktiv geregeltes Setup einbinden: Nehmt die Anhebungen zumindest unter 100 Hz raus. Denkt dran: + 3 dB heißt doppelte Leistung der Endstufe. Und die ist auch bei 28 Röhrenwatt nicht unendlich vorhanden.

Thivan Labs 211 Monoblock Rückseite mit Anschlüssen

Die Anschlüsse sind überschaubar. Leider sind die XLR-Inputs nicht mit einer echten symmetrischen Signalführung verbunden. Die Anpassung der Eingangsempfindlichkeit kann man je nach Vorstufen Ausgangsleistung anpassen. Der Ground/Lift Schalter dient dazu, etwaigen Brumm auszuschließen bzw. zu minimieren.

Technische Daten zu den 211 Monoblöcken

EigenschaftWert
InputXLR und 1 Cinch (umschaltbar)
Eingangsempfindlichkeitschaltbar 0,5 und 1 V
Eingangsimpedanz100 kOhm
Lautsprecher-Impedanzengeeignet für 4, 6, 8 oder 16 Ohm
Frequenzgang10 Hz–38 kHz (± 3 dB)
Leistung2 × 28 Watt (Peak 2 × 56 Watt)
Output Röhren2 × 211 (VT-4C); PSVANE
Treiber-Röhren2 × 6SN7, 2 × 6V6
Verbrauch450 watt
Gewicht2 × 43 kg
Maße (1 Block)45 × 38 × 29 cm (B × T × H)
Preis
- 8.900 €
- Upgrade-Set Röhren (2 × 6SN7, 2 × 6Ve): ca. 290 €
Röhren-Endstufen Thivan Labs 211 Monos nebeneinander

Deine Anfrage zu Thivan Labs Vollverstärkern, Endstufen und weiteren Komponenten

Alle Felder sind Pflichtfelder. Zu den Datenschutz-Bestimmungen

Kontakt Audio-Freak allgemein