Hörraum von Audio-Freak – Vorführung und Workshops zu Highend Stereo und Heimkino (7.4.4)
Herausforderung Dachgeschoss
Mein ursprüngliches Ziel war es, einen wohnlichen Raum (also kein dunkles Kellerkino) sowohl für ein exzellentes Stereo- als auch Heimkino-Erlebnis zu schaffen. Ich bin Holz-Fan, wie man anhand der Fotos sieht. Weil ich mich bei diesem natürlichen Werkstoff schlichtweg wohl fühle und ihn zeitlos schön finde.
Jeder Raum hat seine Nachteile, der hier hatte und hat es im Bass-Bereich in sich. Auch bei mir waren einige Umbauten notwendig, um meine klanglichen Vorstellungen umzusetzen. So mussten zwei Kniestöcke weichen, und mein Ansehen „zu Hause“ hat ob der staubigen Angelegenheit zwischendurch schwer gelitten. Aber es hat sich gelohnt!
Evolutionsstufe Hörraum 9.0
Seit 2015 waren hier 8 Lautsprecher-Systeme zugange, nun könnt ihr hier das neue Merovinger MELO-DI Dipol-System im Stereo-Betrieb erleben. Das betreibe ich aktiv mit der Trinnov Aktivweiche, die passenderweise 2023 ein Update erhalten hat und noch präziser geworden ist. Im Tiefbass-Bereich ergänzen 4 Subwoofer unter 70 Hertz, die an den bestmöglichen Orten im Raum symmetrisch platziert sind: 2 Doppel-18er in den vorderen Ecken und 2 „einfache“ 18er an der Seite, auf Höhe der seitlichen Surround-Lautsprecher. Das Trinnov Bass Management (ebenfalls optimiert 2023) zeigt, wie nahtlos und perfekt Subwoofer in einem Stereo-Setup spielen können. Allein das lohnt sich zu hören!
Die Lautsprecher sind natürlich auch mit weniger Subs oder mit deutlich mehr Subs zu betreiben (Stichwort Trinnov WaveForming), das nur am Rande.
Als Heimkino führe ich ein 7.4.4 Setup vor: Die Dipole werden von 9 Merovinger MELO-C Laustprechern ergänzt, die weitestgehend customized und damit unauffällig in den Raum integriert sind.
Hier geht es übrigens zur Archiv-Seite mit der Beschreibung meines Hörraums im Zustand von 2019 bis 2022
Sitzplätze für Stereo und Heimkino
Damit es beim Filme-Schauen gemütlicher wird, sind die ursprünglichen Sessel einer Couch gewichen. So ein Sofa ist klanglich durchaus von Relevanz: Das große Teil schluckt Bässe, was mir insgesamt um die 50 Hertz zugute kam. Auch negative Auswirkungen kann es geben, denn ein großes Möbelstück schwingt und dröhnt, wenn man so will, nach – entsprechende Pegel vorausgesetzt.
Kommt ganz gut im Kinobetrieb, quasi als kostenloser „Shaker“. Bei Stereo brauche ich das nicht, und deshalb habe ich zur Minimierung des Effekts Absorber in die Sofa-Füße integriert.
Center- und Surround: MELO-C
Als Surround-Lautsprecher kommen die neuen MELO-C (C für Compact, oder doch eher Closed?) von Merovinger Audio zum Einsatz. Nicht die Standard-Version, sondern maßgeschneidert, um sie unauffällig in den Raum zu integrieren.
Als Treiber sind einmal der identische Breitbänder der Front-Lautsprecher sowie ein AMT von Mundorf verbaut, letzterer optimiert fürs geschlossene Gehäuse. ich liebe den breit abstrahlenden, umhüllenden und wunderbar fein auflösenden Klang dieser Lautsprecher. Das schafft Atmosphäre und ist gleichzeitig ein dynamischer Kick.
Aus meiner Sicht werden in vielen Heimkinos Abstriche bei der Lautsprecher-Qualität gemacht oder ungünstige Treiberkonzepte verwendet. Ich würde in meinem Kino niemals Hörner als Surrounds (und auch Deckenlautsprecher) einsetzen, da deren Abstrahl-Charakteristik (meist) einem umhüllenden 3-D-Klang entgegensteht.
Center und Front – ein Kompromiss
Nach meiner langjährigen Lautsprecher-Odyssee bringt mich nichts mehr von Dipolen weg. Außer im Tiefbass. Dieses ansatzlose, unverfärbte dynamische Feuerwerk möchte ich nicht mehr missen.
Deshalb gehe ich bezüglich Heimkino-Homogenität einen Kompromiss ein. Den geht ja fast jeder ein, denn schon ein querliegender Center mit nicht genau identischen Treibern ist ein leichter Bruch im Klangbild.
Hier kommt er aufgrund der unterschiedlichen Abstrahl-Charakteristik der Gehäuse zustande, ein geschlossener Lautsprecher kann einfach nicht so offen und räumlich klingen wie ein Dipol. In den meisten Filmszenen macht dieser Mix sogar richtig Spaß. Merken tut man den Bruch dann, wenn ein Protagonist von links oder rechts außen sprechend in die Mitte läuft.
Kommt jetzt nicht soo häufig vor, und damit kann ich leben.
Höhenlautsprecher für Atmos sowie andere 3-D-Tonformate
Über das Thema 3-D-Tonformate ließe sich stundenlang diskutieren. Blöd ist nunmal, dass für Auro 3-D (aus meiner Sicht das überlegene Format an sich) kaum Material existiert. Schön ist andererseits, dass es für Dolby Atmos mittlerweile einiges an Material gibt, mitunter sogar sehr gute Filme. Ab und an sogar in Deutsch.
Das war einer der Gründe, warum ich mich für eine Atmos-Anordnung (oder zumindest eine, die dieser nahe kommt) entschieden habe. Vier Lautsprecher strahlen von der Decke. Die sind (wie der Center, siehe oben) von Merovinger und ebenfalls maßgeschneidert, um sie in meine Decke integrieren zu können.
Die Abstrahlung des AMT ist für diese Position optimiert, und auch hier ist das umhüllende Erlebnis dieser Lautsprecher absolut klasse.
Subwoofer: viel hilft viel
Da mein Raum nicht so einfach in Sachen Basswiedergabe ist, habe ich mit der Aufstellung von Subwoofern sehr viel experimentiert. Und zwar immer in Kombination mit bestimmten Flächen, die ich mit Absorbermaterial gefüllt habe (s. u.). So waren einige Umbau- und Mess-Orgien an der Tagesordnung.
Quintessenz für euch andere HiFi- und Cinema-Verrückten: je mehr Woofer, desto besser. In Zukunft trifft das noch mehr zu, wenn das Trinnov WaveForming ausgerollt wird und hält, was es bis dato verspricht.
Zwei meiner Woofer sind als Doppel-18 ausgeführt, da geht ordentlich was in den Ecken, bis 15 Hertz. An den Seiten habe ich zwei weitere Woofer mit einem Chassis (mehr passte nicht rein) ergänzt. Die sind deutlich näher am Hörplatz, das passt also. Visuell habe ich mir, da die Dinger ja versteckt sind, nicht so viel Mühe gegeben ;-) Dafür ist das Gehäuse aus massivem Multiplex-Holz und innen mehrfach verstrebt.
Die Woofer werden mit Endstufen von Apollon Audio betrieben.
Das Rack
Mein Rack ist maßgeschreinert, da es das, was ich mir vorstellte, so nicht auf dem Markt gibt. Ein zentrales Element ist die schwimmend integrierte Schiefer-Platte auf Industrie-Dämpfern. Damit kille ich bis 4 Hz alles, was an Bässen umherschwirrt.
Ja, Plattenspieler-Wiedergabe lebt von der Resonanzfreiheit, deshalb sind aus meiner Sicht Subchassis-Konstruktionen oder entkoppelte Laufwerke eine gute Idee. Und das hier ist nix anderes als ein riesiges Sub-Chassis :-)
Die Elektronik:
- Der Altitude32 ist mit 24 Kanälen das Herz des gesamten Setups, 2 Kanäle sind noch frei, wer weiß, was noch kommt …
- Mein YOLO DAC ist für mich DIE Lösung für hochwertigste Wandlung, deshalb übergebe ich vom Altitude aus digital für Front- und Center. Dazu bietet das Gerät eine AD-Wandlung vom Feinsten (siehe Analog-Setup unten).
- Die Verstärkung der Front und des Centers übernehmen die aus meiner Sicht besten Class D Endstufen am Markt, die sich vor Verstärkern der 20.000-Euro-Klasse nicht verstecken brauchen: die Acousence pow-amps
- Die weiteren Kanäle werden von der Trinnov Amplitude 16 und einer Musical Fidelity M6x 250.7 Endstufe befeuert. Das hat vor allem den Grund, dass ich beide Geräte vorführe und beide aufgrund ihrer klanglichen Performance äußert schätze.
- Eine Verbesserung in der Bildkette, die ich nicht mehr missen möchte, ist der Lumagen Radiance Pro. Nicht nur aufgrund des sensationell guten HDR-Tonemappings, auch wegen seiner praktischen Zusatzfunktionen: die Bildskalierung oder die Artefakt-Reduzierung beim Streaming mit begrenzten Datenraten. Da macht sogar Netflix und Prime wieder Spaß!
- Der Blu Ray Player ist der Magnetar UDP-800: das ist ein richtig guter und vor allem schneller Player, der auch via USB-Festplatte MKV-Files verarbeiten kann.
- Und zur optimalen Stromversorgung ist der Audes ST-3000 Power Conditioner am Werkeln, der tatsächlich noch mehr explosive Dynamik bei großen Lautstärken brachte.
Analoge Liebe
Seit 2010 bin ich wieder Fan der analogen Medien, v. a. der Schallplatte. Wenn man jahrelang nur MP3s und später die hochaufgelösten Digitaltracks an(!)gespielt hat, kommt anscheinend irgendwann der Wunsch auf, Musik wieder mehr zu zelebrieren und eine Scheibe bewusst durchzuhören. Dann klingt es auch – rein psychisch – noch besser.
Ein rationaler Grund für Vinyl kommt dazu: die Leute, die heutzutage für Schallplatte mastern, sind oft noch von der alten Schule bzw. haben mehr für echte Dynamik über. Damit erhält man (häufig, nicht immer) die bessere Qualität auf der schwarzen Scheibe im Vergleich zur CD oder dem Mastering für Streaming.
Jedenfalls freue ich mich, an meinem Reed Muse 3c Laufwerk diverse Tonarme vorzuführen, u. a. den Tangential-Arm Reed 5a. Einen Groovemaster III sowie ganz neu den Groovemaster 4 habe ich auch im Angebot. Auf meiner Haben-wollen-Liste steht AMG und Thorens …
Dazu einige Tonabnehmer wie My Sonic Lab oder das fantastische Hana Umami Red. Oder das wunderbare Audio-Technica ART20 und den Preis-Leistungstipp Audio Technica OC9XSL. Darf es mono sein? Da verzaubert mich grade das Miyajima Spirit Mono …
Für mich als Schallplatten-Fan spielt der Phono-Vorverstärker eine ebenso wichtige Rolle wie die Kombi aus Tonarm, Laufwerk und Tonabnehmer. Hier führe ich Geräte von Audiospecials (Phonolab), Linnenberg Audio (Johann Sebastian Bach) und Canor (Phono 2.10) vor. Für mich sind alle Lösungen klanglich und auch in Sachen Flexibilität und Rauschabstand in ihrer Preisklasse erste Wahl.
Und dann wären da noch meine Übertrager SUT-1L und SUT-1M von MK Analogue aus Slovenien. Ich höre nie mehr ohne Übertrager, denn ausführliche Vergleiche haben mir die Vorzüge gegenüber jedweden MC-Verstärkerstufe aufgezeigt.
Zu guter Letzt dreht noch eine geerbte Bandmaschine Revox PR-99 MKIII ihre analogen Runden, komplett revidiert. Interessant ist, dass die Bandaufnahmen von digitalen Quellen danach noch besser klingen. Weil sich das nostalgische Tonband mit dem natürlichen Grundrauschen dreht? Wer weiß …
Ja, für mich ist die analoge Quelle dank digitaler Raumoptimierung noch besser als vorher, auch wenn sich an dieser Stelle die Geister scheiden. Aber was bringt die puristischste Analog-Aufnahme, wenn sie beim Abspielen vom Raum komplett verzerrt wird und nichts mehr damit zu tun hat, was der Musiker ursprünglich ans „Neumann-Mikrofon“ vermittelt hat.
Passive Raumakustik – die Mischung macht’s!
Um den Nachhall im Raum zu reduzieren, sind passive Maßnahmen wichtig und Voraussetzung für einen guten Klang, vor allem bei lauteren Pegeln.
Aus meiner Sicht sind die meisten Heimkinos einseitig mit Absorbern „überdämmt“. Die sinnvolle Ergänzung mit Diffusoren bzw. die Verwendung von Elementen, die für Diffusion und Absorption gleichermaßen sorgen, ist für mich der Schlüssel zum guten Klang. Und zu explosiver Dynamik. Ich höre oft: „Der Kickbass könnte noch besser sein“. Die Lösung sind meist nicht spezielle Kick-Bass-Subwoofer, sondern eher das Tuning der passiven Raumakustik mit Diffusoren – zwischen den Frontlautsprechern, an der Seite und hinter dem Hörplatz. Die Decke kann ruhig primär absorbieren.
Dazu wurden bei mir bauseitig an Vorder- und Rückwand Lignotrend Akustik-Module angebracht, die Bretter zwischen den Dachsparren wurden mit 1 cm Abstand montiert. Dazu kamen irgendwann die einmaligen Sirrah-Diffusoren von R-T-F-S zum Einsatz – seitlich. Noch besser wären weitere 8 Stück zwischen den Lautsprechern, aber zum Zeitpunkt der Fensterplanung kannte ich die Teile noch nicht … Hinter dem Hörplatz macht nicht nur designmäßig der maßgeschneiderte Diffusor in Wunschfarbe von Acoustic Manufacture eine gute Figur.
Dipole schreien ja förmlich nach Diffusoren, und deshalb habe ich die Fractal 34 Elemente von Ekustik maßschneidern lassen. Die haben mich so überzeugt, dass ich sie in mein Handelsprogramm aufgenommen habe. Das Besondere an dem Design sind feine Rillen innerhalb der Bretter der einzelnen Kammern und die teilweise Hinterlegung mit Absorptionsmaterial. So werden Frequenzen von 350 bis 8.000 Hertz (!) diffus verteilt. Die Räumlichkeit nimmt noch mal zu!
Absorber für den Tiefton
Tja, und dann wäre da noch der Tiefton. Hier habe ich materialmäßig lange getüftelt und endlich etwas gefunden, was auch unter 50 Hz den Nachhall effektiv senkt. Sofern man Platz für ein paar Kubikmeter davon schafft. Was das genau ist und wie es funktioniert, erkläre ich in einem meiner Experten-Tutorials.
Ergebnis ist ein Nachhall (RT 60 über alle Frequenzen) von 0,25 Sekunden und eine Gruppenlaufzeit im Tiefbass, die auf dem Niveau eines DBA rangiert.
Kommt vorbei und hört es euch an!
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Und hier geht es zum Hörraum, wie er bis 2022 aussah …